In vielen Fällen verringert Multitasking die Leistung – etwa wenn ein Arzt bei der Behandlung eines Patienten unterbrochen wird. Eine Basler Studie zeigt nun jedoch auf, dass Ablenkung die Leistung auch verbessern kann – wenn die Aufgabe am besten mit einer simplen Strategie gelöst werden kann.
Manchmal lohnt es sich, zwei Dinge gleichzeitig zu tun, wie eine Studie der Universität Basel zeigt. Wenn Personen zum Multitasking gezwungen sind, greifen sie demnach zur Problemlösung eher auf simple Denkstrategien zurück, berichtet das Team um Janina Hoffmann von der Uni Basel. Bei Aufgaben, die sich mit dieser einfachen Denkstrategie besser lösen lassen, führt Ablenkung somit zu besseren Resultaten.
Dies war indes nicht der Fall bei Aufgaben, für die aufwändigere Denkstrategien am besten geeignet sind. Bei diesen wird nach festen Regeln geurteilt. Dies könnte erklären, warum Multitasking je nach Situation negative oder positive Auswirkungen haben kann, schreiben die Forschenden im Fachblatt «Psychological Science».
So würden Studien belegen, dass Autofahrer, die während der Fahrt telefonieren, vermehrt Unfälle riskieren. Andererseits treffen Golfspieler besser ins Loch, wenn sie abgelenkt werden. Auch die Anwesenheit von Publikum kann die Leistung von Sportlern verbessern.
Probanden mit Computerspiel getestet
Für die Studie sollten Testpersonen bei einem Computerspiel abschätzen, wie viele fiktive Beutetiere («Golbis») ein Cartoon-Charakter («Sonic») fangen konnte. Im ersten Experiment unterschieden sich die Sonics in fünf Merkmalen wie Haar, Nase oder Flügeln. Deren Kombination wies darauf hin, wie gut sie Golbis fangen konnten.
Da es viele Sonic-Varianten gibt, lässt sich diese Aufgabe am besten durch eine einfache, ähnlichkeits-basierte Denkstrategie lösen. Dabei beurteilt die Person aufgrund ihrer Erfahrung aus der Trainingssession, welches Sonic der beste Jäger ist.
Im zweiten Versuch gab es nur Sonics mit vier verschiedenen Merkmalen, deren Jagdfähigkeit linear mit diesen zusammenhing. Eine sogenannte regelbasierte Denkstrategie führt hier zu den besten Resultaten.
In beiden Versuchen wurden die 90 respektive 60 Testpersonen abgelenkt, indem ihnen zwischendurch zwei bis vier Buchstaben gezeigt wurden. An deren Reihenfolge sollten sie sich erinnern – nur dann gab es Punkte.
Bei Ablenkung zur einfachen Strategie gegriffen
Die Ablenkung führte dazu, dass die Testpersonen zur einfacheren, ähnlichkeits-basierten Strategie griffen – und zwar in beiden Versuchen. Ihre Trefferleistung verbesserte sich deshalb im ersten Versuch und verschlechterte sich im zweiten.
Eine kognitive Ablenkung lässt Personen demnach nicht immer schlechter urteilen, schliessen die Forscher daraus. Deshalb sei es hilfreich zu wissen, welche Denkstrategien die Menschen beim Problemlösen benützen, schreiben die Forschenden.
Denn damit könne man künftig besser verstehen, wann und wie Menschen trotz Unterbrechungen hohe Leistungen aufrecht erhalten können – und dies sogar in Umgebungen voller Ablenkung wie beispielsweise den Notfallstationen von Spitälern.