Abschiebung unter Protest: Thailand schickt 90 Uiguren nach China

Unter dem Protest von Vereinten Nationen und Menschenrechtlern hat Thailand 90 Uiguren gegen ihren Willen nach China deportiert. Die Uiguren sind eine muslimische Minderheit, die in ihrer Heimat Verfolgung fürchten.

In der Türkei dringt eine Gruppe Demonstranten in das thailändische Konsulat in Istanbul ein und wirft Dokumente auf die Strasse. Sie protestieren gegen die Ausschaffung von Uiguren nach China (Bild: sda)

Unter dem Protest von Vereinten Nationen und Menschenrechtlern hat Thailand 90 Uiguren gegen ihren Willen nach China deportiert. Die Uiguren sind eine muslimische Minderheit, die in ihrer Heimat Verfolgung fürchten.

Die Abschiebung sei «nach Protokoll» erfolgt, sagte ein Sprecher des Aussenministeriums, also nach Identifizierung von China als Heimatland. Thailändische Behörden hatten im vergangenen Jahr mehr als 250 Uiguren als illegale Einwanderer identifiziert und festgenommen.

«Wir sind schockiert und betrachten dies als schamlose Verletzung internationalen Rechts», sagte der stellvertretende UNO-Hochkommissar für Flüchtlinge, Volker Türk. Die Menschen hätten deutlich gemacht, dass sie nicht nach China zurückkehren wollten. Die Türkei habe sich zur Aufnahme bereit erklärt.

Thailand hatte Anfang der Woche bereits mehr als 170 Uiguren in die Türkei ausgeflogen. Uiguren sind ein Turkvolk. Die uigurische Sprache ist mit der türkischen Sprache verwandt. Die Mehrheit der acht bis zehn Millionen Menschen lebt in der chinesischen Region Xinjiang. Peking betrachtet viele Uiguren als Separatisten und wirft ihnen zahlreiche Anschläge vor.

Widerstand gegen Ausschaffung

Nach Angaben der Exilgruppe «Weltkongress der Uiguren» leisteten die Menschen beim Besteigen der Maschine Widerstand. Ihnen drohten strenge Strafen in China, womöglich die Hinrichtung.

Menschenrechtler wie Huma Rights Watch werfen China religiöse Verfolgung der Uiguren vor. «Bangkok hat die Uiguren wie überflüssige Bauernopfer für den grossen Bruder China behandelt», sagte Phil Robertson von Human Rights Watch. «Für diese unerhörte Menschenrechtsverletzung muss Thailand zur Rechenschaft gezogen werden.»

Proteste in der Türkei

Die geplante Abschiebung nach China hatte sich unter Uiguren in der Türkei herumgesprochen. In der Nacht warf nach Angaben des Regierungssprechers eine aufgebrachte Menge die Scheiben des thailändischen Konsulats in Istanbul ein. Der türkische Sender Hürriyet-TV zeigte ein Video der Übergriffe.

Das Aussenministerium rief Thailänder in der Türkei über Twitter zur Wachsamkeit auf. China hatte Landsleute in der Türkei nach Übergriffen Anfang der Woche ebenfalls zur Wachsamkeit aufgerufen.

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