Die Ägypter haben am Donnerstag in einer zweiten Etappe der Parlamentswahlen die künftige Volksvertretung bestimmt. In einem Drittel der 27 Provinzen des Landes waren die Menschen den zweiten Tag in Folge zu den Wahlurnen gerufen, darunter auch in den Grossstädten Suez, Assuan und Gizeh.
Die Beteiligung an der zweiten Etappe war am Donnerstag nach dem starken Auftakt vom Vortag schwächer. So bildeten sich kleinere Schlangen vor den Wahllokalen, die planmässig um 19.00 Uhr (Ortszeit, 18.00 Uhr MEZ) schliessen sollten.
In dem zweiten Drittel der Stimmbezirke waren Mittwoch und Donnerstag insgesamt rund 18,8 Millionen Wähler an die Urnen gerufen. Für Mittwoch sprach ein Mitglied der Wahlkommission von einer „grossen“ Beteiligung.
In der ersten Etappe Ende November hatten die Wähler unter anderem in der Hauptstadt Kairo und in der Küstenstadt Alexandria ihre Stimmen abgegeben. Dort waren die islamistischen Parteien mit rund 65 Prozent Sieger.
Islamisten erfolgreich
Vor allem das gute Abschneiden der neu gegründeten Salafisten-Partei AlNur überraschte Beobachter und Politiker anderer Parteien. Al-Nur tritt für eine strenge Form des Islam ein und erreichte in der ersten Wahl-Etappe knapp 25 Prozent.
Auch diesmal gaben zahlreiche Wähler an, ihre Stimme den Salafisten zu geben. „Die Menschen wählen massenweise Al-Nur, weil die uns schon geholfen haben, bevor sie ihre Partei gegründet haben“, sagte ein 41-jähriger Arbeitsloser. Bereits kurz nach dem Sturz des langjährigen Präsidenten Husni Mubarak im Februar hatten die Salafisten wohltätige Projekte in Ägypten begonnen.
Wahlen bis im März
Die zweite Runde dieser zweiten Wahl-Etappe findet am 21. und 22. Dezember statt. Vom 3. Januar an ist schliesslich die dritte und letzte Gruppe zur Wahl des Unterhauses aufgerufen, zu der neben der Sinaihalbinsel auch das Nildelta gehört. Erst danach werden zwischen Ende Januar und Mitte März in ebenfalls drei Etappen die Mandate für das Oberhaus vergeben.
Mubarak war im Februar nach 30 Jahren an der Macht unter dem Druck von Massenprotesten zurückgetreten. Gegen den seither herrschenden Militärrat gab es im November neue Massenproteste, bei denen mindestens 38 Menschen starben und weitere 2000 Menschen verletzt wurden.