Trotz aller Befürchtungen der hiesigen Wirtschaftselite vertreibt die Abzocker-Initiative keine ausländischen Firmen aus der Schweiz. Die im März mit grossem Mehr angenommene Initiative gegen überrissene Managerlöhne lässt laut einer Studie ausländische Investoren kalt.
Mehr als die Hälfte der 202 befragten ausländischen Investoren erwartet nur sehr geringfügige Auswirkungen der Initiative auf die Attraktivität des Standortes Schweiz, wie aus einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (E&Y) hervorgeht, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Weitere 10 Prozent erwarten gar keine Auswirkungen.
Dagegen erwartet mehr jeder als jeder dritte Investor (36 Prozent) gar positive Auswirkungen auf die Standortattraktivität der Schweiz. Offensichtlich überzeuge die von der Initiative gewählte Regulierung der Managergehälter, hiess es: So sollen Entscheidungen über Spitzengehälter künftig von den Aktionären und somit direkt von den Eigentümern getroffen werden.
Politische Stabilität sehr geschätzt
Vor dem Urnengang hatte allen voran der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse die Initiative bekämpft. Mit einer millionenschweren Kampagne warnte Economiesuisse, dass die Initiative der Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz schweren Schaden zufügen werde.
Dennoch hielten 94 Prozent der einen Monat nach der Abstimmung befragten ausländischen Unternehmen die Stabilität des politischen Systems und die Zuverlässigkeit der Verwaltung hierzulande als attraktiv. Das sind mehr als im Vorjahr (90 Prozent).
Mehr Lob erhält als Standortfaktor nur noch die Lebensqualität in der Schweiz, die sogar 96 Prozent für attraktiv oder sehr attraktiv einschätzten. Damit werden 13 der 15 abgefragten Standortfaktoren von mindestens zwei Drittel der Unternehmen als attraktiv bewertet. Die Schwächen der Schweiz liegen bei den zu teuren Personalkosten und den hohen Immobilienpreisen. Diese werden nur von etwa 40 Prozent als attraktiv bewertet.