Aktionäre dürften bald über tiefere Managersaläre und Boni sowie klarer abgefasste Vergütungsberichte befinden. Der Zuger Vermögensverwalter zCapital erwartet als Folge der Abzocker-Initiative umfassende Veränderungen in den Statuen von Aktiengesellschaften.
Die Umsetzung der Initiative werde vor allem bei den Vergütungen zu wesentlichen Anpassungen führen, schreiben die Vermögensverwalter in ihrer heute veröffentlichten Studie zur Unternehmensführung (Corporate Governance).
Laut der vom Volk angenommenen Initiative zur Begrenzung von Managersalären des Schaffhauser Ständerates Thomas Minder werden die Generalversammlungen künftig über die Gesamtsumme aller Vergütungen für Verwaltungsrate und Angehörigen der Geschäftsleitung abstimmen. Laut zCapital führt dies eher zu niedrigeren Vergütungen als bisher.
Die teilweise sehr komplizierten Systeme, mit denen die Löhne, Boni und Aktienzuteilungen an die Firmenlenker berechnet werden, dürften einfacher werde.
Weniger Lohn in Grosskonzernen
In den grossen Konzernen, die dem Börsenindex SMI der wichtigsten Aktientitel angehören, ist die durchschnittliche Entschädigung des Verwaltungsratspräsidenten bereits im vergangenen Jahr von 1,724 Millionen Franken auf 1,648Millionen Franken gesunken. Bei den Konzernchefs hat zCapital einen Rückgang von 7,249 Millionen auf 7,169 Millionen Franken festgestellt.
Bei den übrigen Aktiengesellschaften stieg die Entschädigung des Präsidenten von 264’000 auf 277’000 Franken. Die Unternehmenschefs erhielten als Lohnzuteilung statt 1,130 Millionen Franken wie im Vorjahr nunmehr 1,208 Millionen Franken.
In Sachen guter Unternehmensführung erhält der Sanitärkonzern Geberit von zCapital die besten Noten, gefolgt vom Laborausrüster Tecan. Dann folgen der Bauausrüster AFG, der Industriekonzern Sulzer und die Vermögensverwaltungsbank Julius Bär.
Kritische Aktionäre
Julius Bär war diesen Frühling in die Schlagzeilen geraten, weil die Aktionäre in einer Konsultativabstimmung den Vergütungsbericht abgelehnt hatten. Auch beim Biotechunternehmen Actelion war das Lohnmodell auf Ablehnung gestossen.
Auf Druck von Aktionären sowie der Politik und der Öffentlichkeit hatte der scheidende Präsident des Pharmariesen Novartis, Daniel Vasella, auf eine Zahlung von 72 Millionen Franken verzichtet. Die Freigabe für mögliche Kapitalerhöhungen scheiterten beim Cateringkonzern Gategroup, dem Bohrinselnkonzern Transocean und dem Pharmaunternehmen Acino.