Usain Bolt holt zum dritten Mal an Olympischen Spielen das Sprint-Double über 100 m und 200 m. Den Final über 200 m in Rio de Janeiro gewinnt er in 19,78 Sekunden.
Den angepeilten Weltrekord von 19,19 Sekunden verfehlte Usain Bolt zwar deutlich, dennoch bot der Jamaikaner, der am Sonntag 30 Jahre alt wird, den Zuschauern im Nieselregen des gut gefüllten Olympiastadions die erhoffte Show. Auf seiner Ehrenrunde tanzte er zu Reggae-Klängen und schoss mit jamaikanischen Fans Selfies. Am Ende küsste er die Ziellinie und zeigte seine berühmte Blitz-Pose.
Bolts dritter Olympiasieg in Folge über 200 m war ungefährdet. Nach einem Blitzstart und einer stark gelaufenen Kurve lag der Überflieger der Leichtathletik bereits eingangs der Zielgeraden deutlich in Führung. Obwohl er bis zum Schluss durchzog, verpasste er die Jahresweltbestzeit von LaShawn Merritt (19,74) allerdings knapp.
Mit seiner insgesamt achten Goldmedaille an Olympischen Spielen rückte Bolt in der ewigen Bestenliste der Leichtathleten an Sommerspielen auf Rang 3 vor. Nur der Finne Paavo Nurmi und der Amerikaner Carl Lewis haben mehr Goldmedaillen als der Weltrekordhalter über 100 m und 200 m gewonnen. Am Freitag bietet sich Bolt in der 4×100-m-Staffel die Chance, mit dem Gewinn seiner neunten Goldmedaille mit den beiden gleichzuziehen.
Silber ging an den Kanadier Andre de Grasse (20,02), der nach Bronze über 100 m erneut eine Medaille holte. Bronze sicherte sich der Franzose Christophe Lemaître (20,12), der sich in einem Fotofinish gegen den Briten Adam Gemili und den Niederländer Churandy Martina durchsetzte.
Dreimal Gold für die USA
Der Amerikaner Ashton Eaton verteidigte im Zehnkampf sein Königreich und sicherte sich zum zweiten Mal nach 2012 Olympia-Gold. Mit 8893 Punkten egalisierte der 28-Jährige aus dem Bundesstaat Oregon den olympischen Rekord des Tschechen Roman Sebrle von 2004. Für Eaton war es der vierte Sieg an einem Grossanlass in Serie. Silber sicherte sich der Franzose Kevin Mayer, der EM-Zweite von Zürich 2014, Bronze ging an den Kanadier Damian Warner.
Im Kugelstossen der Männer ging der Stern des Amerikaners Ryan Crouser auf. Der 23-jährige Texaner zeigte mit Weiten von 22,22 m, 22,26 m und dem olympischen Rekord von 22,52 m einen überragenden Wettkampf und siegte überlegen vor seinem Landsmann Joe Kovacs (21,78) und dem Neuseeländer Thomas Walsh (21,36). Für den Deutschen David Storl setzte es eine herbe Enttäuschung ab. Der zweifache Welt- und Europameister wurde nur Siebter.
Olympiasieger Crouser stammt aus einer Werfer-Familie. Sein Vater Mitch war Diskuswerfer und Ersatz an den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles. Sein Onkel Brian nahm als Speerwerfer an den Spielen 1988 in Seoul und 1992 in Barcelona teil, sein Cousin Sam trat in Rio zur Speerwurf-Qualifikation an.
Für die dritte amerikanische Goldmedaille des Abends sorgte über 400 m Hürden Dalilah Muhammad. Die gebürtige New Yorkerin feierte im Nieselregen einen Start-Ziel-Sieg und holte in 53,13 Sekunden überlegen Gold vor der dänischen Europameisterin Sara Slott Petersen, die in 53,55 dänischen Rekord lief. Bronze sicherte sich Ashley Spencer aus den USA.
Eine Überraschung setzte es im Speerwerfen der Frauen ab. Nachdem sie vor gut einem Monat in Amsterdam mit EM-Bronze ihre erste Medaille an einem Grossanlass gewonnen hatte, katapultierte sich die 21-jährige Kroatin Sara Kolak in Rio auch gleich auf den sportlichen Olymp. Mit einem Ausreisser nach oben stellte sie im vierten Versuch mit 66,18 m einen nationalen Rekord auf. Hinter Sunette Viljoen aus Südafrika sicherte sich die tschechische Altmeisterin Barbora Spotakova die bronzene Auszeichnung. Vor acht Jahren in Peking und vor vier Jahren in London hatte die 35-jährige Weltrekordhalterin Gold geholt.
Amerikanische Sprint-Staffel erhielt zweite Chance
Glück bekundete die 4×100-m-Staffel der Amerikanerinnen. Die US-Girls nützten im zweiten Anlauf ihre Chance und qualifizierten sich mit der insgesamt besten Vorlaufzeit von 41,77 Sekunden für den Final, der in der Nacht auf Samstag stattfindet. Tianna Bartoletta, Allyson Felix, English Gardner und Morolake Akinosun durften zu einem Re-Run antreten, nachdem ihr Protest gutgeheissen wurde. Felix war im Vorlauf auf ihrer Bahn von einer Brasilianerin behindert worden, ehe sie danach einen Stabverlust verzeichnete.