Ackermann tritt auch bei Siemens aus dem Verwaltungsart

Der frühere Topbanker Josef Ackermann legt nach dem Rücktritt beim Versicherungskonzern Zurich auch sein Verwaltungsratsmandat bei Siemens nieder. Beide Entscheidungen stünden aber nicht miteinander in Zusammenhang, betonte der 65-Jährige heute in Berlin.

Josef Ackermann mit seiner Biografie (Bild: sda)

Der frühere Topbanker Josef Ackermann legt nach dem Rücktritt beim Versicherungskonzern Zurich auch sein Verwaltungsratsmandat bei Siemens nieder. Beide Entscheidungen stünden aber nicht miteinander in Zusammenhang, betonte der 65-Jährige heute in Berlin.

«Diskrepanzen in Stil und Fairnessfragen» hätten ihn zum Rücktritt bei Siemens bewogen, sagte er bei der Vorstellung seiner Biographie «Späte Reue» und bestätigte damit entsprechende Informationen der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Zur Begründung fügte er hinzu: «Wir hatten unterschiedliche Vorstellungen, wie man den Prozess der Nachfolge gestaltet.»

Ackermann hatte die Turbulenzen rund um den Chefwechsel bei dem Münchener Technologiekonzern mehrfach intern kritisiert. Finanzchef Joe Kaeser hatte Ende Juli den Chefsessel von Peter Löscher übernommen. Dem waren tagelange Ränkespiele im Verwaltungsrat vorausgegangen.

Ackermann unterlag schliesslich einem Machtkampf mit Verwaltungsratspräsident Gerhard Cromme. Er räumte ein, dass er im Streit mit Cromme geht.

Zugleich betonte Ackermann, dass er seine anderen Verwaltungsratsmandate, darunter bei Shell, behalten werde. Bei Siemens amtete Ackermann als Vizepräsident des Verwaltungsrats.

Einen Ersatzkandidaten im Siemens-Verwaltungsrat gibt es bislang nicht. Cromme hatte zuletzt vor allem ausländische Manager in das Gremium geholt. Sollte Ackermann bis zur Hauptversammlung im nächsten Jahr bleiben, können die Aktionäre dort einen Nachfolger bestimmen. Wahrscheinlicher ist, dass bereits vorher ein Nachfolger gesucht werden muss.

Ackermann weist Verantwortung von sich

Der frühere Chef der Deutschen Bank hatte erst vor zwei Wochen seinen Posten als Verwaltungsratspräsident beim Versicherungskonzern Zurich niedergelegt. Bei der Buchvernissage am Donnerstag äusserte er sich erstmals zu den Vorwürfen, er trage eine Mitschuld am Suizid von Zurich-Finanzchef Pierre Wauthier.

Ackermann verlas eine Erklärung, in der er jegliche Verantwortung für dessen Suizid von sich wies. «Dass ich in einem Brief verantwortlich oder mitverantwortlich gemacht werde, muss ich in aller Entschiedenheit zurückweisen», hob der Manager hervor. Die Anschuldigungen seien «in keiner Weise nachvollziehbar».

Er habe nur wenige Kontakte mit Wauthier gehabt, sagte Ackermann. «Die gute Gesprächskultur, die auch Zeugen, die immer dabei waren, bestätigen, war immer sachlich und von gegenseitigem Respekt getragen.»

Es habe aber Differenzen um den Entwurf eines von Wauthier geschriebenen Aktionärsbriefs gegeben. Ackermann setzte nach eigenen Angaben eine Korrektur im Sinne eines «ganz ehrlichen Bildes» durch.

Seine Entscheidung, dennoch zurückzutreten, begründete er mit den Vorwürfen gegen ihn: «Ich wäre mit Bestimmtheit in meiner Handlungsfähigkeit eingeschränkt gewesen.» Die Familie Wauthiers habe weitere Schritte gegen ihn angedroht, darunter Medienveröffentlichungen.

Biografie vorgestellt

Ackermanns Biografie «Späte Reue», die am Freitag erscheint, wurde von seinem ehemaligen Sprecher Stefan Baron verfasst. Der frühere Bankchef sagte, das Buch beschreibe in grosser Intensität die Zeit der Finanzkrise und der Staatsschuldenkrise.

Er hob hervor, dass er an der Bankenrettung und der Restrukturierung der griechischen und anderer Staatsfinanzen beteiligt gewesen sei. «Ich glaube auch, dass ich gerade in diesen Jahren wahrscheinlich einen sichtbaren Beitrag zum Gemeinwohl leisten konnte. Das kommt im Buch sehr gut durch.»

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