Oft leere, in die Jahre gekommene Zweitwohnungen und anspruchsvollere Gäste: die Berner Oberländer Tourismusregion Adelboden versucht nun, Zweitwohnungsbesitzer zur Sanierung ihrer Liegenschaften zu animieren.
Den Adelbodnern schwebt ein regelrechter «Wertschöpfungskreislauf» vor, wie Tourismusdirektor Urs Pfenninger am Dienstag vor den Medien in Bern ausführte. Zweitwohnungsbesitzer sollen freiwillig ihre Liegenschaften unter Beizug des einheimischen Gewerbes sanieren und dann für die Vermietung freigeben.
Profitieren würden alle, sind die Initianten überzeugt: der Tourismus, das Gewerbe, die Zweitwohnungsbesitzer und die Gemeinde. Grundidee der Adelbodner ist ein Gesamtpaket, das von der Planung und der Finanzberatung über die Baubegleitung bis hin zur Gästebetreuung reicht. Die Gemeinde beteiligt sich vorderhand mit einem Batzen von 20’000 Franken am Projekt. Sie hofft vor allem auf Arbeit für Einheimische und damit verbunden auf Steuereinnahmen.
Bei der Sanierung soll den umbauwilligen Zweitwohnungsbesitzern «alles Unangenehme» abgenommen werden, so dass sie sich nur noch um das kümmern müssen, was ihnen Freude macht, etwa die Auslese von Materialien oder Mobilien, wie Pfenninger betonte. Auch bei der Vermietung soll den Besitzern vieles abgenommen werden.
Doch die Initianten stellen auch Bedingungen. So müssen die Umbauten durch das einheimische Gewerbe realisiert werden, es muss sich um einen Wert steigernden Umbau handeln und dann muss das Objekt mindestens drei Jahre lang über die professionelle Plattform der Tourismusregion vermietet werden.
Mit grossen Sanierungsvolumen rechnen die Initianten noch nicht. Mit drei bis vier Umbauten pro Jahr lasse sich schon etwas erreichen, zeigte sich Pfenninger optimistisch.
«Brockenstuben»-Unterkünfte aus den Fünfzigerjahren
Zahlreiche Chalets und Ferienwohnungen im Adelboden stammen aus den 1950-er Jahren. Familienferien in der eigenen Wohnung war damals der Traum vieler. Den Rest des Jahres standen die Wohnungen oft leer, vermietet wurde höchstens an Familie oder gute Freunde.
Unterdessen hat ein Generationenwechsel eingesetzt. Für die nachfolgende Generation sei das Ferienhaus der Eltern oder Grosseltern oft nicht mehr das Primäre Ferienziel, betonte Norbert Hörburger, stellvertretender Leiter Forschung und Dienstleistung an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Chur.
Für die jüngere Generation spiele die Rendite oft eine Rolle, die Bereitschaft zu vermieten sei grösser. Allerdings müsse dies unkompliziert möglich sein.
Von dem Projekt, das auch die die Gemeinde Adelboden mitträgt, erhoffen sich die Initianten nicht nur Aufträge fürs Baugewerbe, wie sie betonten. Adelboden verfüge zu gewissen Zeiten über zu wenige, qualitativ hochstehende Ferienwohnungen, führte Tourismusdirektor Pfenninger aus.
Mit den «Brockenstuben»-Unterkünften aus den 1950-er Jahren lasse sich im stark nachgefragten, gehobenen Segment nicht mehr Staat machen.
Die Tourismusregionen könnten nicht einfach weitermachen wie bisher, zeigte sich Heinrich Summermatter von der Allianz Zweitwohnungen Schweiz überzeugt. Es brauche neue Ansätze um beispielsweise den Sommertourismus zu beleben oder auch die Nebensaison. Das Adelbodner Projekt begrüsste Summermatter und hofft, dass es Nachahmer findet.