Die Steueraffäre um FC-Bayern-Präsident Uli Hoeness hat auf der Hauptversammlung des Sportartikelherstellers Adidas für Kontroversen gesorgt. Trotz Rekordzahlen musste sich Konzernchef Herbert Hainer teils harsche Kritik anhören.
Wie ein «dunkler Schatten» liege die Dauerdiskussion um Hoeness über den Erfolgszahlen des Konzerns, sagte Gerhard Jäger von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) und forderte den Rücktritt des Bayern-Chefs von allen Ämtern.
Konzernchef Hainer verteidigte an der Hauptversammlung vom Mittwoch in Fürth sein Vorgehen und das Verhalten der übrigen Verwaltungsräte bei der FC Bayern München AG. Das Gremium habe am Montag einstimmig beschlossen, abzuwarten, bis neue Fakten auf dem Tisch liegen.
«Wir sollten ihn nicht vorverurteilen, sondern abwarten, was Gerichte und Behörden beschliessen», sagte Hainer. Hoeness hatte den Aufsehern angeboten, den Vorsitz ruhen zu lassen, bis über die strafbefreiende Wirkung seiner Selbstanzeige wegen Steuerhinterziehung entschieden sei.
Das hatten Hainer und seine acht Kollegen im Aufsichtsrat des FC Bayern abgelehnt. Adidas hält 9,1 Prozent an der FC Bayern München AG. Daneben ist auch der Autobauer Audi am FCB beteiligt.
Rückendeckung
Auch Kleinaktionär Günther Rass stellte sich hinter Hoeness und Hainer. Er erntete Applaus, als er dem SdK-Vertreter und seiner Forderung nach einem Abrücken von Hoeness widersprach: «Ich bin da ausnahmsweise mal nicht ihrer Meinung.»
Er sei zwar kein Bayern-Fan, verkündete der Nürnberger in einem launigen Redebeitrag mit unüberhörbarem fränkischem Akzent. Doch: «Uli Hoeness hat sich grosse Dienste für Bayern München erworben und hat sich nicht zuletzt um die Nürnberger Bratwurst verdient gemacht.» Hoeness hat als Inhaber einer Wurstfabrik ein Vermögen gemacht.
Auf Anfrage des Deutschen Schutzvereins für Wertpapierbesitz (DSW) bekräftigte Adidas-Chef Hainer, der von ihm geführte Einstieg des Konzerns bei dem Fussballclub im Jahr 2002 sei sauber gelaufen. Eine DSW-Vertreterin hatte auf ein kolportiertes Darlehen des damaligen, mittlerweile verstorbenen Adidas-Chefs Robert-Louis Dreyfus an Hoeness in dieser Zeit verwiesen.
Mit Reebok unzufrieden
Neben der Affäre Hoeness bot auch die schwächelnde Adidas-Tochter Reebok Grund zur Kritik, da der Umsatz 2012 um 18 Prozent auf 1,7 Mrd. Euro zurückging. «Den Aktionären fehlt allmählich der Glaube», sagte Sabrina Jost von der DSW. Hainer sieht jedoch Chancen, Reebok als Fitnessmarke auf Erfolgskurs zu führen.
Für die Aktionäre gab es aber auch gute Nachrichten: Der Konzern konnte den Gewinn im ersten Quartal 2013 um 6 Prozent auf 308 Mio. Euro steigern. Das Management wird deshalb auch die Dividende um 35 Prozent auf 1,35 Euro anheben.