Schwere Vorwürfe gegen Oscar-Preisträger Woody Allen von der eigenen Adoptivtochter: In einem offenen Brief wirft die heute 28 Jahre alte Dylan Farrow dem 78-jährigen Regisseur sexuellen Missbrauch vor, als sie sieben Jahre alt war.
Farrow liess den offenen Brief dem US-Kolumnisten Nicholas Kristof zukommen. Darin schildere die junge Frau den angeblichen Missbrauch, wie die Sonntagsausgabe der «New York Times» berichtete.
Der Vorwurf ist nicht neu. Schon in den 1990er Jahren hatte die US-Schauspielerin Mia Farrow ihrem langjährigen Partner Allen vorgeworfen, er habe die gemeinsame Adoptivtochter Dylan sexuell missbraucht.
Unter anderem beschreibt die Adoptivtochter einen Vorfall, der sich in einer «dunklen» Kammer des Elternhauses ereignet haben soll. «Er sagte mir, dass ich mich auf den Bauch legen und mit der elektrischen Eisenbahn meines Bruders spielen soll. Dann missbrauchte er mich sexuell», schreibt Farrow.
Er habe ihr dabei zugeflüstert, das dies ihr Geheimnis sei. «So lange ich mich erinnern kann, hat mein Vater Dinge getan, die ich nicht mochte», führt Farrow weiter in Einzelheiten aus. Sie wolle nun nicht länger schweigen.
Mia Farrow und Allen hatten sich 1992 nach zwölf Jahren getrennt. In einem Sorgerechtsprozess erhob die Schauspielerin den Verdacht, Allen habe das Mädchen sexuell missbraucht. Der Regisseur verlor das Sorgerecht, die Ermittlungen wurden aber eingestellt. Der vierfache Oscar-Preisträger hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen.
Allen ging damals eine Beziehung zu Farrows erwachsener Adoptivtochter Soon-Yi ein. Sie sind seit 1997 verheiratet und haben zwei Töchter.
Allen schweigt
Allen ist in diesem Jahr mit dem Original-Drehbuch für seinem Film «Blue Jasmine» für einen Oscar nominiert. Mitte Januar wurde ihm bei den Golden Globes ein Lebenswerk-Preis überreicht.
Hollywood habe die «Augen verschlossen», hält Farrow in ihrem Brief der Filmgemeinde vor. Allen sei «davon gekommen» und als Künstler hofiert worden. «Was, wenn es dein Kind gewesen wäre, Cate Blanchett?», wendet sich Farrow an die australische Schauspielerin, die in Allens Film «Blue Jasmine» die Hauptrolle spielt.
Sie spricht auch andere Stars aus Allen-Filmen direkt an, unter ihnen Alec Baldwin, Emma Stone, Scarlett Johansson und Diane Keaton.
Sie selbst habe viele Jahre stark unter den Missbrauchsfolgen gelitten, schreibt Farrow. Nun wolle sie anderen Opfern Mut machen, die Wahrheit zu sagen. Er habe Allen um eine Stellungnahme gebeten, sagt der «New York Times»-Kolumnist Kristof, doch der Regisseur habe es abgelehnt, den Brief seiner Tochter zu kommentieren.