Bei der ersten Teilrunde der Parlamentswahlen in Ägypten haben 62 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Die Wahlbeteiligung sei „die höchste in der Geschichte Ägyptens“ gewesen, sagte der Präsident der Wahlkommission am Freitag.
Von gut 13 Millionen Wahlberechtigten gingen in der Auftaktrunde in den Städten Kairo und Alexandria sowie in sieben Provinzen mehr als 8 Millionen an die Urne, wie Abdel Mose Ibrahim auf einer Medienkonferenz erklärte.
Ibrahim gab zudem die Namen der Kandidaten bekannt, die nach Mehrheitswahlrecht in der ersten Runde auf Anhieb gewählt wurden, sowie der Kandidaten, die kommenden Montag und Dienstag in die Stichwahl müssen.
Die Ergebnisse der Parteilisten, über die zwei Drittel der Sitze bestimmt werden, konnte er jedoch nicht mitteilen. „Dieses Dossier ist sehr umfangreich, ich habe keine Energie mehr“, sagte Ibrahim auf der Pressekonferenz, auf der eigentlich die Ergebnisse bekannt gegeben werden sollten.
Er empfahl den Journalisten, selbst die Ergebnisse für die Wahlkreise durchzugehen, die „demnächst im Internet“ veröffentlicht würden.
Islamisten als klare Gewinner
Schon jetzt zeichnen sich die Islamisten als klare Gewinner ab. Die besten Chancen werden der Muslimbruderschaft mit ihrer „Partei der Freiheit und Gerechtigkeit“ eingeräumt. Sie kommen nach inoffiziellen Angaben auf mehr als 40 Prozent der Stimmen.
Auf dem zweiten Platz landet demnach die radikal-islamistische Partei des Lichts. Die von linken und liberalen Parteien gebildete Ägyptische Allianz liegt in den meisten Bezirken auf dem dritten Platz.
In den kommenden Wochen soll in den restlichen 18 Provinzen gewählt werden. Die genaue Verteilung der 498 Sitze wird am 13. Januar bekanntgegeben. Das Wahlrecht gilt als kompliziert. Zwei Drittel der Parlamentarier werden über Parteien und Listen gewählt, ein Drittel sind Direktkandidaten. Mindestens die Hälfte der Abgeordneten müssen Arbeiter oder Bauern sein.
Das neue Parlament wird die Aufgabe haben, eine neue Verfassung auszuarbeiten. Ende Juni 2012 soll ein neuer Präsident gewählt werden. Danach soll sich der Oberste Militärrat, der seit dem Abgang des Ex-Präsidenten Husni Mubarak regiert, wieder aus der Politik zurückziehen.