Der ägyptische Armeechef Abdel Fattah al-Sisi hat am Mittwoch zu landesweiten Demonstrationen aufgerufen. In einer Rede bei einer Militärfeier, die im staatlichen Fernsehen übertragen wurde, forderte er die Bevölkerung auf, mit einem Massenaufmarsch die Politik der Militärs zu unterstützen.
«Ich rufe die Ägypter auf, am Freitag auf die Strasse zu gehen, um uns das Mandat dafür zu geben, dass wir gegen Gewalt und Terrorismus vorgehen», sagte Al-Sisi. Das Militär hatte am 3. Juli nach Massenprotesten den islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi abgesetzt.
Die Vorwürfe, er habe Mursi verraten, wies Al-Sisi zurück. Er habe ihn gewarnt, dass sein religiöses Projekt unmöglich zu realisieren sei, sagte er während der Brevetierungsfeier für Armeeangehörige.
Die Jugendbewegung Tamarod, die die Grossdemonstrationen zum Mursi-Sturz organisiert hatte, unterstützte den Appell des Armeechefs.
Der neue starke Mann in Ägypten versicherte, seine Aufforderung sei kein Aufruf zur Gewalt gegen die Mursi-Anhänger. Die Muslimbrüder indes interpretierten es als Ansage gegen ihre anhaltenden Massenproteste gegen den Umsturz.
Die Drohung des Armeechefs werde «die Millionen nicht daran hindern, sich weiter zu versammeln», erklärte der führende Muslimbruder Essam al-Erian nur kurz nach al-Sisis Rede. Den Anführer des Mursi-Sturzes nannte Al-Erian einen «Putschisten, der Frauen, Kinder und betende Gläubige töten» lasse.
Seit der Entmachtung des Islamisten Mursi starben über 100 Menschen bei Zusammenstössen. Die meisten der Opfer stammen aus dem Mursi-Lager. Mursi wird vom Militär an einem unbekannten Ort ohne Anklage festgehalten.