Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi hat am Donnerstag den neuen Suezkanal offiziell eröffnet. In Galauniform stand der frühere Armeechef auf einer historischen Jacht und fuhr an der Spitze einer Flottenparade auf dem Kanal.
Kampfflugzeuge und Helikopter flogen über die Szenerie. Für die Eröffnungszeremonie wurden strenge Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Die Behörden wollten sichergehen, dass sich Ägypten als sicheres Land präsentiert.
Überschattet wurden die Feierlichkeiten von der Drohung der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), einen Kroaten zu töten, der in der Nähe von Kairo entführt worden war.
«Das ägyptische Volk hat bewiesen, dass es in der Lage ist, Geschichte zu schreiben», sagte der ägyptische Präsident bei der im Fernsehen übertragenen Ansprache in der Stadt Ismailija. Er danke Allah dafür, «das er unseren Traum hat Realität werden lassen».
Spruchbänder mit Aufschriften wie «Ägyptens Geschenk an die Welt» und «Das ägyptische Wunder» waren zu sehen. Dutzende Busse brachten geladene Gäste zu der Veranstaltung.
Kampf gegen Terrorismus
Die ägyptische Regierung hatte zur offiziellen Eröffnungsfeier zahlreiche Staats- und Regierungschefs aus Frankreich, Russland sowie arabischen und afrikanischen Ländern eingeladen. Neben dem französischen Staatspräsidenten François Hollande nahmen an der Zeremonie auch Bundesrat Johann Schneider-Ammann, der deutsche Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel und der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras teil.
Schneider-Ammann hat nach Angaben des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) die Feierlichkeiten für einen Meinungsaustausch mit dem ägyptischen Präsidenten und dem ägyptischen Ministerpräsidenten Ibrahim Mahlab genutzt. Der Bundesrat stand zudem in Kontakt mit dem Aussenminister und dem Tourismusminister des Landes am Nil. Ausserdem habe sich Schneider-Ammann auch mit Tsipras über die wirtschaftliche Lage in Griechenland unterhalten. Gegen 20.00 Uhr verliess er Kairo.
Mit einem Handelsvolumen von rund 1,13 Milliarden Franken war Ägypten laut dem WBF im vergangenen Jahr der wichtigste Schweizer Exportmarkt auf dem afrikanischen Kontinent. Schweizer Firmen beschäftigten Ende 2013 mehr als 31’200 Personen in Ägypten. Ägypten sei zudem ein Schwerpunktland der wirtschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco).
Der ägyptische Präsident sagte in seiner Rede auch dem Terrorismus den Kampf an. Die einjährige Arbeit an der Erweiterung der wichtigen Schifffahrtsstrasse sei nicht unter normalen Umständen vonstattengegangen. «Während dieses einen Jahres hat Ägypten der gefährlichsten terroristischen Bedrohung gegenübergestanden, die die Welt in Brand setzen würde, wenn sie es könnte», sagte er.
Kurze Bauzeit für Prestigeprojekt
Der neue Suezkanal, der 72 Kilometer lang ist, wurde innerhalb nur eines Jahres gebaut. Er verläuft teilweise parallel zum inzwischen fast 150 Jahre alten Suezkanal, der das Rote Meer und das Mittelmeer miteinander verbindet. Teilweise wurde der alte, für den Welthandel äusserst wichtige Kanal erweitert und vertieft.
Es handelt sich um ein Prestigeprojekt für al-Sisi. Ägypten verspricht sich von dem neuen Suezkanal einen Aufschwung für die Wirtschaft. Für das Land sind die Gebühren für die Durchfahrt eine wichtige Einnahmequelle.