Nach dem Angriff auf einen ägyptischen Grenzposten hat Ägyptens Oberster Militärrat den Urhebern des Anschlags mit „Rache“ gedroht. Die ägyptischen Muslimbrüder, bei denen der ägyptische Präsident Mohammed Mursi bis zu seiner Wahl Ende Juli Mitglied war, erklärten, hinter dem Angriff stecke der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad.
Der Mossad wolle damit die Arbeit Mursis hintertreiben, hiess es am Montag auf der Internetseite der Muslimbrüder.
Bei dem Überfall waren 16 Grenzschützer getötet worden. Ägypten und Israel halten radikale Islamisten von der Sinai-Halbinsel und aus dem Gazastreifen für die Täter.
Der Angriff ereignete sich in der Nähe des Grenzpostens Karm Abu Salem (Hebräisch: Kerem Schalom) auf der Sinai-Halbinsel. Ein Dutzend schwer bewaffneter Angreifer brachten zwei Panzerfahrzeuge in ihre Gewalt.
Als sie mit einem davon auf israelisches Gebiet vordrangen, wurde es von einem israelischen Militärhelikopter zerstört. Dabei seien acht Angreifer getötet worden, sagte Israels Verteidigungsminister Ehud Barak. Den israelischen Geheimdiensten lagen nach eigenen Angaben zuvor Warnungen über einen bevorstehenden Angriff von ägyptischem Boden vor.
Armee durchkämmt Grenzgebiet
Ägyptens Oberster Militärrat kündigte am Montag an, die Ägypter würden nicht lange warten müssen, bis sie eine „Reaktion auf diese terroristische Attacke“ sehen. Die Armee leitete eine grossangelegte Suchaktion nach möglichen überlebenden Angreifern ein. Der Grenzübergang Rafah zum Gazastreifen wurde geschlossen, Spezialeinheiten der Armee durchkämmten die Grenzregion.
Präsident Mohammed Mursi ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. In einer TV-Ansprache betonte er nach einem Krisentreffen mit der Armeespitze, die Sicherheitskräfte würden den Sinai wieder vollständig unter ihre Kontrolle bringen.
Mursis diplomatische Bewährungsprobe
Bisher bekannte sich niemand zu den Taten. Ägypten und Israel machten militante Islamisten für das Blutbad verantwortlich. Am Angriff sollen vom Gazastreifen kommende Palästinenser und Ägypter im Sinai teilgenommen haben. Die in Gaza regierende Hamas wies die Vorwürfe aber zurück.
Der Vorfall ist eine der ersten grossen diplomatischen Bewährungsproben, die der neue ägyptische Präsident Mursi bestehen muss. Es droht sowohl eine Belastung der Beziehungen zu Israel als auch zu den Palästinensern.
Iraels Regierungschef Benjamin Netanjahu betonte die gemeinsamen Sicherheitsinteressen Israels und Ägyptens an der Grenze. „Es ist klar, dass Israel und Ägypten ein gemeinsames Interesse an einer ruhigen Grenze haben“, sagte er bei einem Besuch des Anschlagortes am Grenzposten Karm Abu Salem.