Immer mehr Menschen der ersten Einwanderergeneration kommen ins Rentenalter – und damit in eine schwierige Situation. Sie sind öfter arm und krank als ihre Schweizer Altersgenossen. Das müsse nicht sein, sagt die Kommission für Migrationsfragen (EKM) und zeigt, was zu tun wäre.
„Zentral ist der chancengleiche Zugang zu Dienstleistungen – sei es medizinischer oder sozialer Art“, sagte EKM-Mitglied Carmel Fröhlicher-Stines am Dienstag vor den Medien in Bern. Dabei müssten vor allem sprachliche Barrieren überwunden werden.
Laut Fröhlicher-Stines haben ältere Migrantinnen und Migranten schlechtere Fremdsprachenkenntnisse. Weil dieses Problem lokal gelöst werden müsse, seien hier die Gemeinden gefordert. „Ältere Zuwanderer zu integrieren, heisst, diese Leute auf lokaler Ebene zu erreichen.“
Dazu solle die Information in den Gemeinden verbessert werden. Diese hätten beispielsweise dafür zu sorgen, dass die Broschüre mit dem Titel „Älterwerden in der Schweiz – Gesundheitsratgeber für Migrantinnen und Migranten und ihre Angehörigen“ in die wichtigsten Fremdsprachen übersetzt wird.
Viele Herausforderungen
Die neue Studie benennt zum Thema Alter und Migration weitere Herausforderungen. EKM-Geschäftsführerin Simone Prodolliet sagte, dass in der Integrationsarbeit und in der Alterspolitik die Anliegen der pensionierten Einwanderer vermehrt berücksichtigt werden müssten.
„Der Fokus der Integrationsarbeit lag bisher ganz sicher nicht auf den Seniorinnen und Senioren“, sagte EKM-Präsident Walter Leimgruber dazu. Dabei sei heute ein Fünftel der über 65-Jährigen nicht in der Schweiz geboren.
Die Gruppe der älteren Generation der Zugewanderten setzt sich gemäss der Studie aus mehr als 160 Herkunftsnationen zusammen. Das Bundesamt für Statistik geht davon aus, dass die Zahl der pensionierten Migrantinnen und Migranten bis im Jahr 2020 weiter zunehmen wird.
Weniger Geld zur Verfügung
Die Probleme sind gemäss der Studie vielschichtig: Im Vergleich zu einheimischen haben zugewanderte Rentnerinnen und Rentner tendenziell kleinere Renten. Ein Viertel aller ausländischen Pensionierten könne mit ihren Einkünften die minimalen Lebenskosten nicht decken.
„Armut trifft ältere Zugewanderte deshalb häufiger als gleichaltrige Schweizerinnen und Schweizer“, folgert die Studie. Zudem seien Zugewanderte, die in den 1950er- und 1960er-Jahren als gesunde Arbeitskräfte in die Schweiz geholt wurden, oftmals einer körperlich belastenden Arbeit nachgegangen.
Auch andere Stressfaktoren wie Ausgrenzungen und staatliche Repression im Herkunftsland könnten die Gesundheit im Alter beeinträchtigen. Tendenziell sei die gesundheitliche Situation in der Gruppe der Ausländerinnen und Ausländer also schlechter.
Mehr Forschung
Um dies zu ändern, empfiehlt die EKM weitere Massnahmen: Ältere Zugewanderte sollen in Altersforen, Seniorenräten und Integrationskommissionen angemessen vertreten sein. Zudem seien in der Forschung auch Daten zur älteren ausländischen Bevölkerung zu erheben.