Der Bauausrüster AFG schlägt ein neues Kapitel in der Firmengeschichte auf. Der bisherige Hauptaktionär und ehemalige Firmenchef Edgar Oehler verkauft seine Beteiligung an den industriellen Investor Michael Pieper. Gleichzeitig schliesst AFG mit dem Verkauf der STI-Gruppe den Umbau des Unternehmens ab.
Michael Pieper, der neue starke Mann bei AFG, hat über seine Artemis Gruppe einen Aktienanteil von 21,89 Prozent an AFG erworben. Ein Grossteil des Aktienpakets stammt vom bisherigen Hauptaktionär Edgar Oehler, der jetzt laut dem Unternehmen nur noch wenige Aktien hält. Pieper erstand zudem einen Aktienanteil von 3 Prozent vom AFG-Verwaltungsrat.
Dieser heisst den neuen Hauptaktionär denn auch willkommen. «Wir begrüssen die Veränderung im Aktionariat», sagte AFG-Präsident Rudolf Graf an einer Telefonkonferenz am Dienstag. Graf geht davon aus, dass Pieper Einsitz im Verwaltungsrat nehmen wird. Vertiefte Gespräch seien jedoch noch nicht geführt worden, sagte er. «Die Gespräche finden aber demnächst statt.»
Damit endet bei AFG die Ära Oehler. Jakob Züllig, der vormalige Besitzer der Arbonia Forster Gruppe hatte 1985 den damaligen CVP-Nationalrat und Chefredaktor der «Ostschweiz» als Generaldirektor zu AFG geholt. Schon eine Woche später verkaufte er Oehler einen Teil des Unternehmens. 2003 erstand dieser nach einer zwischenzeitlichen Trennung von den Erben Zülligs die Aktienmehrheit.
Der umtriebige Oehler brachte in der Folge das Unternehmen auf einen strammen Expansionskurs. Zwischen 2004 und 2008 wurden nicht weniger als acht zum Teil grössere Unternehmen wie der Fensterbauer EgoKiefer und der Küchenbauer Miele zugekauft. Die Finanzkrise brachte jedoch diese Expansionsstrategie und das Imperium ins Wanken.
Oehler zurück zu den Wurzeln
Oehler musste in der Folge Kompetenzen abtreten. 2011 trat er nach roten Zahlen in der Jahresrechnung zuerst als Firmenchef und dann als Verwaltungsratspräsident zurück. Mit dem Verkauf der Aktienmehrheit an Pieper verabschiedet sich Oehler jetzt ganz aus dem Unternehmen.
Der 72-Jährige beendet mit diesem Abschied jedoch nicht seine Geschäftstätigkeit. Im Gegenteil: Gleichzeitig mit dem Verkauf seiner Beteiligung erstand Oehler von AFG die STI-Gruppe, deren chinesische Tochterfirma ihm bereits seit Juni gehört. Mit diesem Kauf knüpft Oehler an seine Vergangenheit an. 1998 hatte er die damalige Hartchrom AG erworben und sie zur STI-Gruppe ausgebaut.
Neuausrichtung abgeschlossen
Mit dem Wechsel im Aktionariat und dem Verkauf der STI-Gruppe schliesst das Unternehmen aus Arbon auch die 2011 eingeleitete strategische Neuausrichtung ab. Graf bezeichnete das laufende Jahr als «Scharnierjahr» zwischen der alten und der neuen AFG.
«Wir sind nun gut gerüstet, um langsam aber sicher unsere Ziele zu erreichen», sagte er. Erstes Ziel sind dabei schwarze Zahlen. In diesem Jahr soll die AFG erstmals seit 2010 wieder einen Gewinn schreiben.
Nach dem Abgang Oehlers als Firmenchef wurde ein Restrukturierung des Unternehmens eingeleitet. Unter anderem wurden mehrere Unternehmensteile verkauft. So trennte sich AFG Mitte Januar vom Küchengeschäft und verkaufte die beiden Sparten Piatti Küchen und Forster Stahlküchen an die deutsche Alno.
Nachdem der jetzt erfolgten Trennung von der Oberflächensparte besteht AFG noch aus den drei Bereichen Gebäudetechnik, Gebäudehülle und Sicherheit. Unter anderem stellt AFG Türen, Fenster, Radiatoren und Duschkabinen her.