Afghanistan ist für Hilfsorganisationen gefährlichstes Land

Ein Jahr vor dem Ende des NATO-Kampfeinsatzes in Afghanistan wird die Lage für Hilfsorganisationen immer bedrohlicher. Ein am Sonntag veröffentlichter UNO-Bericht bezeichnet den Staat als das «für humanitäre Helfer gefährlichste Land der Welt». Es gebe eine zunehmende Missachtung der Mitarbeitenden von Hilfsorganisationen.

Eine Afghanin wartet mit ihrem Kind auf medizinische Hilfe (Archiv) (Bild: sda)

Ein Jahr vor dem Ende des NATO-Kampfeinsatzes in Afghanistan wird die Lage für Hilfsorganisationen immer bedrohlicher. Ein am Sonntag veröffentlichter UNO-Bericht bezeichnet den Staat als das «für humanitäre Helfer gefährlichste Land der Welt». Es gebe eine zunehmende Missachtung der Mitarbeitenden von Hilfsorganisationen.

Der UNO-Bericht weist für dieses Jahr 237 Angriffe auf Hilfsorganisationen aus, bei denen 36 Helfer getötet wurden. 72 Mitarbeiter wurden verschleppt. «In einer Zeit des kompliziertes Übergangs, in der mehr Hilfe nötig werden könnte, macht mich diese Entwicklung extrem besorgt», erklärte Mark Bowden, Koordinator des UNO-Nothilfekoordinationsbüros OCHA in Afghanistan.

Am Mittwoch hatten Taliban-Kämpfer in der nordafghanischen Provinz Farjab sechs einheimische Mitarbeiter einer französischen Hilfsorganisation getötet. Bei dem Angriff war ein siebter Mitarbeiter der Hilfsorganisation Acted verwundet worden.

Die NATO wird ihren Kampfeinsatz in dem Land am 31. Dezember 2014 beenden und plant anschliessend einen neuen Einsatz zur Ausbildung und Beratung der afghanischen Armee. Über die Voraussetzungen gibt es aber noch keine Einigung mit der afghanischen Regierung.

Der pakistanische Premierminister Nawaz Sharif sagte Afghanistan Unterstützung in Bemühungen um einen Friedensprozess mit den Taliban zu. Aus Pakistans Sicht liege der Schlüssel zum Frieden nach dem Auslaufen des NATO-Kampfeinsatzes in einer politischen Lösung, sagte Sharif am Samstag in Kabul. Sein Land unterstütze auch im eigenen Interesse einen afghanisch geführten Friedensprozess.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai sagte: «Ich hoffe, dass Afghanistan und Pakistan das Problem des Terrorismus und Extremismus überwinden werden.» Es war Sharifs erster Afghanistan-Besuch seit seinem Amtsantritt im Juni.

Extremisten töteten bei einem Angriff auf ein Polio-Impfteam in der nordwestpakistanischen Stadt Peshawar einen Polizisten. Ein weiterer Polizist aus der Eskorte sei bei der Attacke am Samstag verwundet worden, sagte ein Polizeisprecher.

Polio-Impfteams werden in Pakistan immer wieder Ziel von Angriffen. Radikalislamische Gruppen sehen hinter den Vorsorgemassnahmen eine westliche Verschwörung, um bei Muslimen unter anderem die Fruchtbarkeit zu senken.

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