Afghanistan und der Iran wollen angesichts der Bedrohung durch die Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) künftig verstärkt zusammenarbeiten. Der IS hatte sich zuvor erstmals zu einem Selbstmordattentat in Afghanistan bekannt.
Der iranische Präsident Hassan Ruhani sagte am Sonntag nach einem Treffen mit seinem afghanischen Kollegen Aschraf Ghani in Teheran: «Wir haben uns darauf geeinigt, enger zu kooperieren, um gegen Terrorismus, Gewalt und Extremismus in der Region und vor allem in den Grenzgebieten zu kämpfen.» Vorgesehen seien der Austausch von Geheimdienstinformationen und gegebenenfalls auch gemeinsame Einsätze, da die Bedrohung der Sicherheit nicht vor Grenzen halt mache, so Ruhani.
Afghanistans Präsident Ghani, der am Sonntagmorgen zu einem zweitägigen Besuch im Iran eingetroffen war, betonte ebenfalls die gemeinsamen Sicherheitsinteressen beider Länder. Nur durch eine engere Zusammenarbeit könne «ein makabres Phänomen wie der IS» eingedämmt werden.
Erster IS-Anschlag in Afghanistan
Die Reise Ghanis war überschattet worden von einem Anschlag im Osten Afghanistans, bei dem 33 Menschen getötet und mehr als hundert weitere verletzt wurden. Der Selbstmordattentäter hatte am Samstag im belebten Zentrum Dschalalabads zur Hauptgeschäftszeit in die Luft gesprengt.
Zur Tat bekannte sich der IS. Sollten sich die Selbstbezichtigungen des IS als zutreffend erweisen, wäre es das erste grössere Attentat der Gruppe am Hindukusch.
Die IS-Gruppe, die sich zu dem Anschlag bekannte, besteht vor allem aus Extremisten, die sich von den pakistanischen Taliban (TTP) abgespalten haben. Nach Angaben aus pakistanischen Militärkreisen operiert die Bande vom Stammesgebiet Orakzai im Grenzgebiet zu Afghanistan aus. Die afghanischen Taliban verurteilten den Anschlag.
Afghanistans Armee und Polizei sind seit Januar selbst für die Sicherheit im Land verantwortlich. Der NATO-geführte ISAF-Kampfeinsatz in Afghanistan war zum Jahreswechsel nach 13 Jahren zu Ende gegangen. Die Gewalt im Land nahm in den vergangenen Wochen deutlich zu.
Teheran will Drogenhandel eindämmen
Bei ihrem Treffen in Teheran sprachen die beiden Staatschefs ausserdem über gemeinsame Wirtschafts- und Energieprojekte. Zudem wollen sie im Kampf gegen den Drogenhandel enger zusammenarbeiten.
Afghanistan ist der weltweit grösste Produzent von Opium, das insbesondere zur Herstellung von Heroin benötigt wird. Der Hauptteil der in Afghanistan produzierten Drogen wird durch den Iran geschleust.