Afghanistans Präsident stellt Taliban Ultimatum für Verhandlungen

Afghanistans Präsident Aschraf Ghani hat den radikalislamischen Taliban ein Ultimatum für Friedensgespräche gestellt. Er machte sein Angaben an einer internationalen Friedenskonferenz in Kabul, wo vor wenigen Tagen über 150 Personen bei einem Anschlag getötet wurden.

Friedens- und Sicherheitskonferenz in Kabul mit Afghanistans Präsident Aschraf Ghani (hinten mitte)

Afghanistans Präsident Aschraf Ghani hat den radikalislamischen Taliban ein Ultimatum für Friedensgespräche gestellt. Er machte sein Angaben an einer internationalen Friedenskonferenz in Kabul, wo vor wenigen Tagen über 150 Personen bei einem Anschlag getötet wurden.

«Wir bieten eine Chance auf einen Frieden, aber das ist kein unbefristetes Angebot», sagte Ghani am Dienstag. «Dies ist die letzte Chance, ergreift sie oder tragt die Konsequenzen», warnte der Präsident. Mit Blick auf Ort und Zeitpunkt möglicher Friedensgespräche zeigte sich Ghani flexibel.

Die Versuche, die Taliban zurück an den Verhandlungstisch zu holen, verliefen bislang erfolglos. Direkte Gespräche zwischen Kabul und den Extremisten waren im Sommer 2015 nach dem Tod des langjährigen Taliban-Anführers Mullah Omar abgebrochen worden.

Rakete Richtung Konferenzort

An der Friedenskonferenz in Kabul nahmen Vertreter aus rund zwei dutzend Staaten teil, darunter aus den USA, Indien, China sowie Pakistan, dem Kabul Unterstützung der radikalislamischen Taliban vorwirft.

Kurz nach Beginn der Konferenz in Kabul schlug unweit des Konferenzortes eine Rakete ein. Wie der grösste staatliche Radiosender Indiens, All India Radio News, am Dienstag meldete, traf sie zwar das Gelände der indischen Botschaft, richtete aber keinen Schaden an.

Die radikalislamischen Taliban bekannten sich zu dem Anschlag. Demnach war aber das benachbarte NATO-Hauptquartier das eigentliche Ziel.

Die Friedens- und Sicherheitskonferenz fand unter schweren Sicherheitsvorkehrungen in dem etwa zwei Kilometer vom Anschlagsort entfernten Aussenministerium statt. Alle grossen Strassen ins Zentrum waren mit Containern blockiert.

Warnung vor Umsturzversuch

In dem Diplomaten- und Regierungsviertel war am vergangenen Mittwoch in unmittelbarer Nähe der deutschen Botschaft eine Lastwagenbombe explodiert. Rund 150 Menschen seien dabei getötet und über 300 verletzt worden, sagte Präsident Ghani am Dienstag.

Er korrigierte damit frühere Regierungsangaben stark nach oben. Vor einigen Tagen hatte es geheissen, es seien rund 90 Personen getötet worden. Die Regierung schreibt den Anschlag dem mit den Taliban verbündeten Hakkani-Netzwerk zu.

Der Angriff habe dem gesamten Diplomatenviertel gegolten, sagte Präsident Ghani. Mit 150 Toten handelt es sich um den folgenschwersten Anschlag seit dem Sturz der Taliban im Jahr 2001.

Bombe vor Moschee

Der Attentäter hatte seinen mit Sprengstoff beladenen Lastwagen mitten im hochgesicherten Diplomaten- und Regierungsviertel von Kabul gezündet. Bei der Explosion wurden auch mehrere Botschaften von EU-Ländern beschädigt, darunter jene von Deutschland.

Afghanistans Präsident Ghani warnte die radikalislamischen Taliban vor einem Umsturzversuch. Es werde ihnen nicht gelingen, die Regierung zu stürzen, sagte Ghani am Dienstag in Kabul.

Die Gewalt im Land hält trotz Appellen aus Kabul an. In der westafghanischen Grossstadt Herat kam es am Dienstag zu einer Bombenexplosion vor einer grossen Moschee. Mindestens sieben Personen wurden laut Polizei getötet und 15 weitere verletzt. Wer hinter dem Anschlag steckt war nicht bekannt.

Immer mehr ausländische Kämpfer

Die Sicherheitslage hat sich in Afghanistan besonders seit dem Abzug der meisten internationalen Truppen Ende 2014 drastisch verschlechtert. Auch deshalb diskutieren NATO-Partner, ob sie wieder mehr Truppen nach Afghanistan schicken sollen.

Laut Präsident Ghani stieg die Zahl der ausländischen Kämpfer in den vergangenen Jahren von 200 auf 11’000. Afghanische Sicherheitskräfte schieben schon lange viele Sicherheitsprobleme auf diese ausländischen Kämpfer.

In Afghanistan gibt es immer mehr Gebiete, in denen die Regierung weder Recht noch Ordnung durchsetzen kann. Sicherheitsexperten befürchten, dass diese neuen grossen rechtsfreien Räume Al-Kaida-Kämpfern und aus Syrien und dem Irak fliehenden Kämpfern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) eine Zuflucht bieten könnten.

Nächster Artikel