Die französische Regisseurin Agnès Varda wurde am Sonntag im Rahmen des Filmfestivals Locarno mit einen Ehrenleoparden ausgezeichnet. Sie nahm die goldene Figur sichtlich gerührt entgegen.
Sie sei eine «Meisterin des modernen Kinos», umschreibt der künstlerische Direktor Carlo Chatrian die französische Regisseurin Agnès Varda. Die 86-Jährige erhielt am Sonntag im Rahmen des 67. Festival del film Locarno als zweite Frau überhaupt einen Ehrenleoparden.
Die Filmemacherin nahm den Ehrenleoparden sichtlich gerührt entgegen. «Jeder Cineast träumt davon, auf die Piazza Grande eingeladen zu werden. Heute, mit 86 Jahren, habe ich das geschafft,» sagte Varda. Sie sorgte auf der Piazza für Gelächter, als sie einen Leoparden-Anzug aus ihrer Tasche zauberte.
Agnès Vardas erster langer Spielfilm, «La Pointe courte», entstand 1954. Der Film, geschnitten von Alain Resnais, wurde zum cineastischen Meilenstein, prägte die damals junge Schule des französischen Films und bereitete den Weg mit für die Nouvelle Vague. In der Folge drehte Varda Filme mit Philippe Noiret, Marcello Mastroianni, Catherine Deneuve oder Michel Piccoli.
Die aus Belgien stammende Regisseurin habe die Ergründung der Sprache und die formelle Freiheit zu ihrem Credo erhoben, erklärte Chatrian das Schaffen Vardas. In ihren Werken zeige sie, dass Filmemachen «ein kreativer Akt» sei, «der die Person hinter der Kamera sowohl emotional als auch politisch voll und ganz einschliesst».
Für ein Festival, das sich «als Heimat des unabhängigen Films» verstehe, sei der Ehrenleopard an Varda ein «Signal für den zukünftigen Weg», erläuterte Chatrian.
Autobiografie gezeigt
Am Sonntagabend nahm Varda den Ehrenleoparden entgegen und stellte dem Publikum ihre 2008 entstandene filmische Autobiografie «Les Plages d’Agnès» vor. Am Montagvormittag wird die Regisseurin, die sich inzwischen aus dem aktiven Geschäft zurückgezogen hat, an einem Podiumsgespräch teilnehmen.
Das Festival del film Locarno zeigt zudem eine Auswahl aus Vardas Filmografie: so die Langfilme «Cléo de 5 à 7» (1962), «Les Créatures» (1966), «Sans toi ni loi» (1985). Programmiert sind zudem der Kurzfilm «Oncle Yanco» (1967) und die fünf Folgen der Fernsehserie «Agnès de ci de là Varda» (2011).
Mit Ehrenleoparden wurden in den vergangenen Jahren Filmemacher wie Ken Loach, Paul Verhoeven, Jean-Luc Godard, Abbas Kiarostami, William Friedkin, Alain Tanner, Abel Ferrara und Leos Carax gewürdigt. 2013 ging die Auszeichnung an Werner Herzog. Nach Kira Muratova im Jahr 1994 ist Agnès Varda die zweite Frau, die mit dem Ehrenleoparden ausgezeichnet wird.