Airbus-Pilotenverband übt Kritik am Swiss-Management

Nach der Einigung der Swiss mit den Regionalpiloten auf einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) üben die Langstreckenpiloten Kritik am Management der Fluggesellschaft: Das Fliegen der künftigen Langstreckenjets Boeing 777 sei Sache der Langstreckenpiloten.

Swiss-Pilot auf einem Flug von Zürich nach Chicago (Archiv) (Bild: sda)

Nach der Einigung der Swiss mit den Regionalpiloten auf einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) üben die Langstreckenpiloten Kritik am Management der Fluggesellschaft: Das Fliegen der künftigen Langstreckenjets Boeing 777 sei Sache der Langstreckenpiloten.

Die Operation der Boeing 777 sei Teil des im Jahre 2011 abgeschlossenen GAV mit den Airbus-Pilotenverband Aeropers, schreibt Aeropers in einem Communiqué. Im GAV sei geregelt, dass die Langstreckenmaschinen Airbus A340 und deren Nachfolger von Aeropers-Piloten betrieben würden, sagte der Geschäftsführer des Pilotenverbandes Henning Hoffmann auf Anfrage. Der GAV könne frühestens auf November 2016 gekündigt werden.

Am Vortag hatte die Swiss bekannt gegeben, sich mit den Regionalpiloten, die im Pilotenverband IPG organisiert sind, auf einen neuen «GAV14 Plus» geeinigt zu haben. Er ermöglicht den bisherigen Jumbolino-Piloten neue Karrierechancen auf der Langstrecke.

Denn die künftigen Langstreckenjets Boeing 777, die ab Anfang 2016 kommen sollen, können nur von Piloten geflogen werden, die dem neuen GAV beitreten. Dies ist jetzt Stein des Anstosse für Aeropers.

B777 Stein des Anstosses

Wenn die Swiss die Einführung der neuen B777 bis zur Kündigung der Aeropers-GAV hinauszögern würde, um die Airbus-Piloten auszubremsen, würde das viel Geld kosten. Aeropers schätzt, dass bei einer Verzögerung um mehrere Monate 30 Mio. bis 50 Mio. Fr. Umsatz verloren gingen.

«Die angeblichen Einsparungen durch den GAV14 Plus würden somit während der ganzen Laufzeit nie erreicht», schreibt der Verband der Langstreckenpiloten. Die Swiss hatte am Vortag von langfristigen Einsparungen im «substantiellen zweistelligen Millionenbereich» gesprochen.

Damit würde die Swiss die wirtschaftlichen Ziele nicht erreichen, sagte Hoffmann. Ausser sie verfolge andere Ziele nämlich das Aufbrechen der bisherigen Pilotenstrukturen. «Die aus der Lufthansa-Zentrale in Frankfurt vorgegebenen Droh- und Druckszenarien sollen ohne Rücksicht auf Verluste umsetzt werden», schreibt der Verband.

Hand zum Gespräch

Allerdings bot Aeropers auch wieder Hand zum Gespräch: «Wir müssen den neuen GAV14 Plus eingehend analysieren und schauen, was der für Möglichkeiten enthält», sagte Hoffmann. Ende Juli werde Aeropers über das weitere Vorgehen entscheiden.

«Wir verschliessen uns Gesprächen mit dem Swiss-Management nicht. Wir werden nicht auf stur stellen. Wir wollen eine Lösung finden», sagte Hoffmann.

Der neue GAV14 Plus steht auch den Airbus-Piloten offen. Bis zu zwei Drittel der Langstrecken-Positionen seien vorgesehen für Übertritte aus dem Airbus-Corps, teilte die Swiss mit.

Gefahr der Spaltung

Hoffmann gestand ein, dass Aeropers keinen Airbus-Piloten hindern könne, zum neuen GAV zu wechseln. Der GAV hat das Potential, den Verband zu spalten.

Im März war ein erster Anlauf gescheitert, die starren Fronten zwischen den beiden Pilotenkorps zu überwinden, die noch auf die Zeiten von Swissair und Crossair zurückgehen. Im März lehnten die Aeropers-Piloten einen gemeinsamen GAV für alle Swiss-Piloten mit 72 Prozent ab und fielen damit auch ihrem Verbandsvorstand in den Rücken.

Wenn jetzt die anderen 28 Prozent, die damals Ja zu einem Einheits-GAV sagten, zum neuen GAV14 Plus wechseln würden, wären das rund 300 Piloten. Damit hätte die Swiss einen guten Teil der Piloten zusammen, die für die neuen Flugzeuge benötigt würden.

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