Hiobsbotschaften von Airbus: Erst verspätet sich die Erstauslieferung des neuen Grossraumjets A350, dann spricht der Vorstand beim Investorentag in London vom möglichen Ende für den weltgrössten Passagierjet A380.
Weil im übernächsten Jahr auch noch der Gewinn des Konzerns stagnieren soll, reagierten Aktionäre panisch und verkauften ihre Anteile.
Für Ernüchterung sorgte A350-Erstkunde Qatar Airways. Eigentlich sollte die Fluggesellschaft aus dem arabischen Emirat Katar die erste A350 an diesem Samstag in Empfang nehmen. Doch nun teilte die Airline mit, dass die Übergabe bis auf weiteres verschoben sei. Die Zeremonie fällt aus – zunächst ohne Begründung.
Airbus-Chef Enders trat am Nachmittag der Befürchtung grösserer Probleme entgegen. «Die A350 ist bereit für die Auslieferung», sagte er. Er sei zuversichtlich, dass die Übergabe bald erfolge. Airbus hatte sich für die Erstauslieferung seit langem einen Termin vor Ende 2014 gesetzt. Ab Ende des Jahrzehnts will der Flugzeugbauer mit der A350 Geld verdienen.
Durststrecke
Auf dem Weg zu mehr Gewinn steht Airbus im übernächsten Jahr allerdings eine Durststrecke bevor. Das um Einmaleffekte bereinigte operative Ergebnis werde 2016 stagnieren und erst 2017 wieder steigen, kündigte Finanzchef Harald Wilhelm an. Gründe dafür seien der Aufbau der A350-Produktion und eine Produktionslücke bei dem 20 Jahre alten, etwas kleineren Langstreckenmodell A330.
Dessen modernisierte Version soll unter dem Namen A330neo erst Ende 2017 fertig werden. «Wir müssen drei Jahre in der Produktion überbrücken, bis die A330neo erstmals ausgeliefert wird», sagte Enders. Die A330-Fertigung müsse Airbus zwischenzeitlich herunterfahren. Dies werde sich negativ auf Umsatz und Gewinn auswirken.
Derweil lassen die ausbleibenden Neubestellungen für den weltgrössten Passagierjet A380 den Vorstand über einen drastischen Schritt nachdenken. Der Konzern werde den Flugzeugtyp ab dem Jahr 2018 entweder mit sparsameren Triebwerken ausrüsten oder die Produktion einstellen, sagte Finanzchef Wilhelm.
Eine Modernisierung hatte A380-Grosskunde Emirates gefordert. Die Gesellschaft hat mit 140 Jets mehr als 40 Prozent aller A380 bestellt. Enders stellte klar, dass sich eine Modernisierung der A380 für Airbus rechnen müsse. Der Vorstand werde «nicht zulassen, dass das unseren Gewinn belastet».
Soll nicht erreicht
Der Flugzeugbauer wirbt seit Jahren um neue Kunden für den doppelstöckigen Jet, den er im Jahr 2007 erstmals ausgeliefert hatte. Bis heute hat Airbus Bestellungen für 318 Exemplare der A380 bekommen. Das ist nur gut ein Viertel des Bedarfs, den der Hersteller bei der Entwicklung erwartet hatte. Seit Januar hat lediglich ein Flugzeugfinanzierer 20 Exemplare bestellt.
Airbus muss aber jährlich etwa 30 Maschinen ausliefern, damit die Produktion rentiert. Ohnehin hat Airbus mit der A380 noch nie Geld verdient: Erst ab dem kommenden Jahr soll das Modell erstmals etwas Gewinn abwerfen, doch ab 2018 drohen die Bestellungen auszugehen.