Ajoie schickt Rapperswil und Biel in die Ferien

Ajoie sichert sich im sechsten Finalspiel nach einem 4:2 den zweiten NLB-Meistertitel nach 1992 und schickt nicht nur Gegner Rapperswil-Jona Lakers in die Ferien, sondern auch den EHC Biel.

Steven Barras war für Ajoie der Matchwinner mit drei Treffern (Bild: sda)

Ajoie sichert sich im sechsten Finalspiel nach einem 4:2 den zweiten NLB-Meistertitel nach 1992 und schickt nicht nur Gegner Rapperswil-Jona Lakers in die Ferien, sondern auch den EHC Biel.

Da die Jurassier auf einen Aufstieg verzichten, findet die Best-of-7-Serie um einen NLA-Platz gegen den Playout-Verlierer EHC Biel nicht statt. Die Bieler hatten den Kampf um den direkten Ligaerhalt gegen die SCL Tigers verloren.

Die Gebrüder Grimm hätten dieses jurassische Märchen nicht kitschiger schreiben können. Der Flügelstürmer Steven Barras (33), der seine ganze Karriere lang mit Ausnahme von zehn Partien während der Playoffs 2010 nur für seinen Stammklub Ajoie gespielt hat, war am Ende der gefeierte Held. Barras leistete die Vorarbeit zum ersten Tor. Und die matchentscheidenden Goals zum 2:0, 3:1 und 4:2 gelangen dem Kultstürmer gleich selber. Den Hattrick komplettierte Barras mit der Schlusssirene zusammen mit einem Schuss ins leere Tor. Barras bestritt im sechsten Playoff-Final seine 760. und letzte Partie für Ajoie.

Ein Wunder wie am letzten Dienstag, als die Lakers bis drei Minuten vor Schluss 1:3 zurücklagen und am Ende noch 4:3 nach Verlängerung gewannen, gelang den St. Gallern diesmal nicht mehr. Wieder gelang den Lakers noch der Anschlusstreffer durch Roman Schlagenhauf (55.). Danach bot sich den Gästen aber bloss noch eine Torchance. Und im Finish standen die Lakers wegen zuvieler Spielern auf dem Eis und einem Nachschlagen nur noch in Unterzahl auf dem Eis.

Die Basis zum Titelgewinn legte Ajoie im eigenen Stadion. Seit der Altjahrswoche gewannen sie in der Patinoire Voyeboeuf 17 Heimspiele (von 18). Dennoch startete Ajoie als Aussenseiter in die Playoffs. Die Qualifikation hatten die Jurassier bloss auf Platz 5 beendet. In den Playoffs liessen sie aber keinem Gegner eine Chance: Nacheinander wurden La Chaux-de-Fonds (4.), Olten (3.) und Qualifikationssieger Rapperswil-Jona besiegt.

Ajoies Titelgewinn, der zweite in der NLB nach 1992, ist dennoch ein kleines Hockey-Wunder. Die Jurassier kämpfen im Vergleich zur Konkurrenz mit sehr bescheidenen Mitteln. Im Kader stehen neun Akteure aus der eigenen Juniorenbewegung. Fünf standen beim entscheidenden vierten Finalsieg auch im Einsatz (Barras, Thibault Frossard, Jordane Hauert, Miguel Orlando, Bastien Pouilly). Jordane Hauert ist der Sohn des Präsidenten. Präsident Patrick Hauert leitet die Geschicke des Klubs seit 17 Jahren. Und Coach Gary Sheehan findet immer wieder in seiner Heimat Québec (Kanada) brillante Söldner wie Philip-Michael Devos und Jonathan Hazen.

Und die Lakers? Auch in Rapperswil-Jona wird die Saison als erfolgreich eingestuft, trotz der Finalniederlage gegen Ajoie. Der sofortige Wiederaufstieg wäre zu früh gekommen, ist der einhellige Tenor im Verwaltungsrat der Lakers. Aber Rapperswil-Jona holte diese Saison bei Fans und Sponsoren verlorenen Goodwill zurück. Langfristig streben die Rapperswiler die Rückkehr ins Oberhaus an. Und womöglich kommt bei den Lakers die NLA-Thematik doch nochmals auf den Tisch. Die National League hat die Lakers offiziell angefragt, ob sie allenfalls bereit wären, bei einem Rückzug der Kloten Flyers in die NLA nachzurücken. Dem Vernehmen nach reagierten sie am Obersee skeptisch auf die Anfrage.

Ajoie – Rapperswil-Jona Lakers 4:2 (0:0, 3:1, 1:1)

Pruntrut. – 4200 Zuschauer (ausverkauft/Saisonrekord). – SR Müller/Wehrli, Espinoza/Obwegeser. – Tore: 24. Devos (Hazen, Barras) 1:0. 26. Barras (Hauert, Hazen) 2:0. 29. Andrew Clark (Aulin) 2:1. 36. Barras (Fey, Hazen) 3:1. 55. Schlagenhauf 3:2. 60. (59:59) Barras (Devos/Ausschluss Rizzello) 4:2 (ins leere Tor). – Strafen: 1mal 2 Minuten gegen Ajoie, 6mal 2 Minuten gegen Rapperswil-Jona Lakers. – PostFinance-Topskorer: Devos: Kuonen.

Ajoie: Descloux; Rouiller, Hauert; Casserini, Fey; Kevin Ryser, Büsser; Simon Barbero, Orlando; Hazen, Devos, Barras; Ramon Diem, Kummer, Horansky; Staiger, Mäder, Pouilly; Victor Barbero, Frossard, Tuffet.

Rapperswil-Jona Lakers: Melvin Nyffeler; Profico, Valentin Lüthi; Geyer, Patrick Blatter; Sataric, Grieder; Grossniklaus, Marc Zangger; Aulin, Andrew Clark, Rizzello; Reto Schmutz, Schlagenhauf, Kuonen; Hügli, McGregor, Schommer; Schaub, Vogel, Thöny.

Bemerkungen: Pfostenschuss Horansky (17.).

Nächster Artikel