Zum ersten Mal seit dem Regierungsantritt der religiös-konservativen AKP in der Türkei vor fast zehn Jahren sind Kopftuch tragende Gattinnen hoher AKP-Vertreter bei einem Parlamentsempfang erschienen.
Auch Emine Erdogan, die Gattin von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, war unter den Gästen, wie türkische Zeitungen am Dienstag berichtete. Erdogan kommentierte den symbolischen Einzug des Kopftuchs ins türkische Parlament mit den Worten, die Zeiten hätten sich eben geändert.
Säkularistische Kräfte in der Türkei wie die Armee betrachten das Kopftuch als Zeichen des politischen Islam und lehnen deshalb Kopftücher in staatlichen Einrichtungen ab. In den vergangenen Jahren waren Politiker-Gattinnen wie Emine Erdogan dem traditionellen Empfang im Parlament zum 23. April, dem Jahrestag der Eröffnung des ersten post-osmanischen Parlaments 1920, deshalb ferngeblieben.
Inzwischen haben sich die Machtverhältnisse in der Türkei aber zugunsten der seit Ende 2002 regierenden AKP gewandelt. Die strikt säkularistische Armee hat einen Grossteil ihres politischen Einflusses eingebüsst.
An dem Empfang am Montagabend nahmen die Mitglieder des Generalstabes trotz der Anwesenheit der Kopftuch tragenden Politiker-Gattinnen teil. Die Zeitung „Hürriyet“ berichtete, Generalstabschef Necdet Özel habe sich angeregt mit der Kopftuch tragenden Frau von Parlamentspräsident Cemil Cicek, Gülten Cicek, über Fussball unterhalten.