Die Aktie der Schweizer Grossbank Credit Suisse hat sich auch am Mittwoch nicht von dem Schock erholt, den die Kritik der Schweizer Notenbank an der Kapitalausstattung und die Rückstufung durch die Ratingagentur Moody’s ausgelöst haben. Der Titel verlor weiter an Boden und notierte zeitweilig mit 16,69 Franken auf dem tiefsten Stand seit Ende 1992.
Nach Handelsschluss standen die Aktien mit 0,65 Prozent im Minus bei 17,14 Franken. Eine Erklärung des CS-Verwaltungsrat vom Freitag, dass die Bank auf guten Weg sei, die Eigenkapitalanforderungen gemäss Basel III nicht nur zu erfüllen sondern sogar zu übertreffen, konnte die Aktionäre nicht überzeugen.
Es sei derzeit für einen Investor nicht sinnvoll, auf die Credit-Suisse-Aktie zu setzen, erklärte Analyst Andrew Lim von Espirito Santo Investment Bank. Besser sei es, abzuwarten, bis klar sei, wie sich die Bank in der einen oder anderen Form neues Kapital beschaffe.
Mitte Juni hatte die Schweizerische Nationalbank (SNB) erklärt, gemessen an den ab 2019 geltenden Eigenkapitalvorschriften Basel III sei Credit Suisse unterdurchschnittlich kapitalisiert. Die SNB forderte Verbesserungen bis Ende Jahr durch Dividendenverzicht und sogar eine Kapitalerhöhung. Die CS-Aktie verlor damals bei grossen Handelsumsätzen rund zehn Prozent auf 17 Franken. Am Mittwoch notierte der Titel gegen Börsenschluss bei 16,95 Franken.
Konzernchef Brady Dougan, von Haus aus Investmentbanker und seit 2007 am Steuer der Credit Suisse, dementierte kurz nach dem SNB-Verdikt Pläne für eine Kapitalerhöhung ebenso wie Rücktrittsabsichten. Eine Dividendenkürzung oder die Ausgabe von neuen Aktien anstelle einer Bar-Ausschüttung schloss er nicht aus.
Ob die Bank angesichts der Euro-Schuldenkrise dafür genug Gewinn erwirtschaften kann, bleibt abzuwarten. Der Abschluss für das zweite Quartal könnte am 26. Juli mehr Klarheit bringen. Analysten kritisieren an Dougan, er habe zu lange auf eine Erholung der Märkte gesetzt und das Investmentbanking im Gegensatz zum Rivalen UBS nicht schnell genug verkleinert. Die CS-Aktie verlor seit Jahresanfang mehr als 20 Prozent, während UBS wenig mehr als drei Prozent nachgaben.