Die nach oben sausenden Aktienkurse haben im vergangenen Jahr vielen Pensionskassen genützt. Erstmals seit 2007 sind die Schweizer Vorsorgeeinrichtungen im Schnitt voll gedeckt. Allerdings schauen die Rentenverwalter wegen der tiefen Zinsen pessimistisch in die Zukunft.
Der Deckungsgrad der Pensionskassen ist im vergangenen Jahr von 96 auf 100 Prozent gestiegen, wie die St. Galler Branchenberatungsfirma Complementa am Mittwoch mitteilte. Ende April dürfte die Deckung der Verpflichtungen bei 103 Prozent gelegen haben.
Der Deckungsgrad gibt einen ungefähren, wenn auch nicht alleingültigen Hinweis auf die finanzielle Solidität einer Vorsorgeeinrichtung. Eine Rolle bei der Beurteilung der Pensionkassen-Finanzen spielt beispielsweise auch das Verhältnis von Berufstätigen zu Rentnern. Die Complementa-Studie deckt nach eigenen Angaben etwa 60 Prozent der Schweizer Vorsorge-Kapitalien ab.
2012 haben jene Einrichtungen profitiert, welche Rentenleistungen besonders stark mit Aktiengeschäften finanzieren. Im Schnitt haben die von Complementa untersuchten Pensionskassen eine Rendite von 7,4 Prozent erzielt.
Grund zur Freude ist dies nicht, denn die Vorsorgeeinrichtungen der zweiten Säule leiden seit Jahren unter den tiefen Zinsen. Complementa verweist auf eine Umfrage unter Pensionskassenverantwortliche, gemäss jener 70 Prozent davon ausgehen, dass die Zinsen tief bleiben werden und dass sie deswegen die erforderlichen Vermögen nicht erwirtschaften können.
Die Tiefzinsen belasten vor allem die Obligationen. Die Complementa-Studie verdeutlicht, dass deswegen viele Einrichtungen Anleihen ab- und dafür Aktienbestände aufgebaut haben. Beliebte Anlagen waren auch weiterhin Immobilien.
Ausdruck der pessimistischen Haltung ist auch, dass die Verzinsung von Alterskapital 2012 trotz der Aktienhausse gesunken ist. Die durchschnittliche Verzinsung von Versicherten und Pensionierten sank von 2,9 auf 2,6 Prozent.
Der technische Zinssatz, mit dem die Pensionskassen die künftig notwendigen Erträge definieren, beträgt bei zwei Drittel der Einrichtungen 3 Prozent oder weniger. Ein tieferer technischer Zinssatz erfordert einen höheren Deckungsgrad. Die Vorsorge habe die im vergangenen Jahr Börsengewinne auch dazu genutzt, einen solchen erreichen, hält die Complementa-Studie fest.