Aktive Serie-A-Klubs auf dem Transfermarkt

Die Serie-A-Saison kündigt sich spannender an als die letzten Jahre. Meister Juventus hat drei erfahrene Führungsspieler abgegeben, die Konkurrenz aus Rom und Mailand aufgerüstet.

War in den letzten Saisons ein Bild mit Seltenheitswert: Jubelnde Milan-Spieler (Bild: SI)

Die Serie-A-Saison kündigt sich spannender an als die letzten Jahre. Meister Juventus hat drei erfahrene Führungsspieler abgegeben, die Konkurrenz aus Rom und Mailand aufgerüstet.

Das erste Mailänder Derby der neuen Saison fand nicht auf dem Rasen des Giuseppe Meazza statt, sondern Ende Juni in einem mondänen Restaurant in Monte Carlo. Am gleichen Abend und im gleichen Lokal verhandelten die sportliche Leitung von Milan und Inter Mailand nacheinander mit dem Mittelfeldspieler Geoffrey Kondogbia von Monaco. Am Ende gewann Inter am Verhandlungstisch und holte den 22-jährigen Franzosen für gegen 40 Millionen Euro nach Italien.

Die Mailänder Preistreiberei um einen Spieler mit der überschaubaren Erfahrung von acht Europacup- und vier Länderspielen steht für die neu erwachte Lust der beiden Klubs, wieder zu investieren, um die Lücke zu schliessen, die sich in den letzten Jahren zum Serienmeister Juventus Turin immer deutlicher aufgetan hatte. Nach den Rängen 8 (Inter) und 10 (Milan) ist der Mailänder Fussball in dieser Saison – erstmals überhaupt – sogar nicht einmal im Europacup vertreten.

Um wieder an die Spitze zu kommen, investierte Milans Präsident Silvio Berlusconi in diesem Sommer 85 Millionen Euro in Transfers (womöglich holt er auch noch Superstar Zlatan Ibrahimovic zurück). Sein Amtskollege bei Inter, der Indonesier Erick Thohir, gab zwar «nur» 63 Millionen aus, doch wird Inter im kommenden Sommer weitere 33 Millionen aufwenden müssen für Spieler, die mit einer Kaufverpflichtung ausgeliehen sind.

Interessant sind die Geldflüsse bei Milan. Die Verträge mit dem Thai-Chinesen Bee Taechaubol, der 48 Prozent der Aktien für 500 Millionen übernehmen will, sind zwar unterschrieben, doch Geld wurde noch keines auf die Milan-Konten überwiesen. Die Transfers finanzierte daher in diesem Sommer (nochmals) Silvio Berlusconi beziehungsweise wurde das Geld von seiner Holding Fininvest umgeleitet, die gerade einen Gewinn von rund 300 Millionen Euro verbucht hat. Zudem hat Berlusconi vor zwei Wochen sein Anwesen auf Sardinien für knapp 450 Millionen Euro an einen saudischen Prinzen verkauft.

Den grossen Investitionen zum Trotz dürften weder Milan noch Inter um den Meistertitel mitspielen. Als Ziel wurde denn auch vorsichtig nur die Qualifikation für die Champions League ausgegeben, also mindestens Platz 3. Milan tätigte wichtige Transfers in der Abwehr und im Sturm, hat aber den dringend benötigten Spielmacher noch immer nicht gefunden. Inter kaufte wie gewohnt nur im Ausland ein, weshalb es für Trainer Roberto Mancini ohne einheimische Führungsspieler und ohne routinierte Topstars schwierig sein wird, eine gesunde Team-Struktur aufzubauen.

So haben die Mailänder auf dem Transfermarkt zwar Signale gesetzt, sie dürften aber Juventus in der kommenden Saison noch nicht gefährlich werden. Zumindest dann nicht, wenn die Turiner ähnlich konstant auftreten wie in den letzten vier Jahren. Allerdings steht der Titelverteidiger vor der neuen Saison nicht ohne Fragezeichen da. Andrea Pirlo, Arturo Vidal und Carlos Tevez haben den Klub nach dem verlorenen Champions-League-Final verlassen.

Für über 90 Millionen Euro holte Juventus zwar Spieler wie Sami Khedira (ablösefrei/fällt bis im Oktober aus), Alex Santos und Mario Mandzukic sowie die Jungstars Simone Zaza und Paulo Dybala. Gleichwohl wird sich das Team mit dem Schweizer Stephan Lichtsteiner noch finden müssen. Auf Trainer Max Allegri wartet die schwierige Aufgabe, die Neuen zu integrieren und die Arrivierten nach vier Meistertiteln bei Laune zu halten. Eine ähnliche Herausforderung hat er vor wenigen Jahren bei Milan nicht gemeistert.

Von einer allfälligen Turiner Schwäche dürfte am ehesten die AS Roma profitieren können. In der letzten Saison hielten die Römer zwei Monate lang mit Juventus mit, ehe sie nach dem 1:7 in der Champions League gegen Bayern München in eine Depression fielen und am Ende 17 Punkte Rückstand aufwiesen. Trainer Rudy Garcia hat die Baisse unbeschadet überstanden und lotste zuletzt den Ägypter Mohamed Salah und den Bosnier Edin Dzeko nach Rom.

Zusammen mit Altstar Francesco Totti und dem Ivorer Gervinho bilden sie eine Offensive, die auch international gehobenen Ansprüchen genügt. Deshalb ist die Roma nicht nur höher einzuschätzen als Milan und Inter, sondern auch als die umgebaute SSC Napoli mit dem neuen Trainer Maurizio Sarri, die spanisch geprägte Fiorentina mit dem ex FCB-Coach Paulo Sousa oder der Stadtrivale Lazio Rom, der im letzten Jahr mit Platz 3 wohl etwas über seinen Verhältnissen gelebt hat.

Wie Inter Mailand leistet sich die AS Roma seine beiden neuen Top-Spieler vorerst auf Pump. Bei einer Übernahme im kommenden Sommer werden Ablösesummen von gegen 50 Millionen Euro fällig. Auch ohne diese buchhalterischen und steuertechnischen Kniffe von Römern und Mailändern stiegen die Transferausgaben der 20 Serie-A-Klubs bis zehn Tage vor dem Ende des «Mercato» auf fast 500 Millionen Euro an. Schon jetzt investierten die Vereine 10 Prozent mehr als in der letzten Saison. Und im Januar werden gewöhnlich weitere rund 100 Millionen Euro ausgegeben.

Damit ist die Serie A weit ausgabefreudiger als die Ligue 1 sowie die Bundesliga und investierte auch mehr als die Primera Division. Wie in übrigen Branchen des Landes scheint auch im Calcio der wirtschaftliche Tiefpunkt überwunden und die Kaufkraft im Steigen begriffen. Auch sportlich zeichnete sich zuletzt eine positive Tendenz ab. Im UEFA-Ranking sind die Premier League und die Bundesliga wieder in Reichweite, nachdem die letzte Europacup-Saison hinter der Primera Division als Nummer 2 abgeschlossen wurde.

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