Der atomkritische Geologe Walter Wildi ist aus dem Beirat Entsorgung zurückgetreten. Er begründet seinen Schritt mit der „unverantwortlichen Sicherheitskultur“ bei der Suche nach einem Lager. Der Beirat begleitet die Auswahl der Tiefenlager für radioaktive Abfälle.
Das Eidg. Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) hat den sofortigen Rücktritt von Wildi zur Kenntnis genommen. Sprecherin Annetta Bundi bestätigte auf Anfrage einen Bericht der „Neuen Zürcher Zeitung“ vom Donnerstag.
Der an der Universität Genf lehrende Geologe Wildi hat Umweltministerin Doris Leuthard brieflich über seinen Rücktritt informiert. Im Schreiben, das der Nachrichtenagentur sda vorliegt, spart Wildi nicht mit Kritik.
„Grundanliegen der nuklearen Sicherheit“ würden im Sachplan Nukleare Entsorgung nicht „gebührend berücksichtigt“, schreibt Wildi. Um das Entsorgungsprojekt wieder auf eine „gesunde Basis zu stellen“, sei eine Reform des Sachplans notwendig.
Der von Wildi beanstandete Sachplan liegt in der Verantwortung des Bundesamts für Energie (BFE). Er befindet sich zurzeit in der zweiten Etappe. In einem ersten Schritt wurden sechs Standorte ausgewählt, die für ein Tiefenlager in Frage kommen. In einem zweiten Schritt wird nun abgeklärt, wo die dazugehörigen Oberflächenanlagen zu stehen kommen sollen.
Beschränkte Einflussmöglichkeiten
Der sechsköpfige Beirat Entsorgung war 2009 vom damaligen UVEK-Vorsteher Moritz Leuenberger eingesetzt worden. Dem von Ständerat Peter Bieri (CVP/ZG) präsidierten Gremium gehören neben Axpo-Chef Heinz Karrer als Vertreter der Strombranche auch eine Theologin sowie eine Medienwissenschaftlerin an.
Sinn und Zweck des Beirats ist es, im Auswahlverfahren für geologische Tiefenlager eine Aussensicht einzubringen, Konflikte frühzeitig zu erkennen und Lösungsvorschläge zu erarbeiten.
Wildi habe möglicherweise Mühe gehabt mit den beschränkten Einflussmöglichkeiten des Beirats, sagte Präsident Peter Bieri auf Anfrage: „Wir sind kein Entscheidungsgremium.“ Das Gewicht des Beirats dürfe angesichts der vier bis fünf Sitzungen pro Jahr nicht überschätzt werden. Auf Wildis Bedenken sei der Rat aber stets eingegangen, sagte Bieri.
Reihe von Rücktritten
Wildis Rücktritt folgt auf die Demission des Geologen Marcos Buser aus der Kommission für nukleare Sicherheit (KNS). Buser hatte die Strukturen bei der Atomaufsicht als verfilzt bezeichnet. Wenige Wochen nach Buser nahm mit Tanja Manser ein weiteres KNS-Mitglied den Hut – dies mit dem Verweis auf die zu tiefen Entschädigungen für die Experten.
Die von Walter Wildi geäusserten Vorwürfe würden nun wie bereits jene von Marcos Buser vom UVEK geprüft, teilte Sprecherin Annetta Bundi mit. Mit Buser sei darüber hinaus ein Treffen vereinbart.
Walter Wildi war am Donnerstag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.