Nach eindringlichen Appellen von Hinterbliebenen und Politikern hat der arabische Fernsehsender Al-Dschasira am Dienstag entschieden, das Video mit den Bluttaten von Toulouse nicht auszustrahlen. Das Pariser Büro von Al-Dschasira hatte den Film am Vortag per Post erhalten.
Die Aufnahmen enthielten keine neuen Informationen. Eine Ausstrahlung sei auch nicht mit den ethischen Regeln des Senders zu vereinbaren, teilte der im Golfstaat Katar ansässige Sender am Dienstag in einer kurzen Erklärung im Internet mit.
Das Pariser Büro von Al-Dschasira hatte am Montag den Film mit dem Zusammenschnitt der Attentate des 23-jährigen Mohammed Merah erhalten und Kopien an die Polizei übergeben.
Die Aufnahmen zeigten die Attentate, während Schreie der Opfer und die Stimme des Schützen zu hören sind. „Das ist eine Videomontage mit Bildern der verschiedenen Morde mit Musik und Koranversen“, berichtete ein Ermittler der Nachrichtenagentur AFP.
Der Film sei auf einem USB-Stick gespeichert gewesen und ausserhalb von Toulouse am vergangenen Mittwoch abgeschickt worden. Es sei unklar, wer das Video abgeschickt habe, Aber es „kann nicht Mohammed Merah sein“, teilte die Polizei am Dienstag in Paris mit.
Merah war ab dem frühen Mittwochmorgen in seiner Wohnung im südfranzösischen Toulouse von der Polizei umzingelt; nach mehr als 30-stündiger Belagerung wurde er erschossen.
Merah hatte im Raum Toulouse sieben Menschen erschossen, darunter drei Kinder und einen Lehrer vor einer jüdischen Schule. Seine Bluttaten nahm er mit einer Videokamera auf, die er umgeschnallt hatte.
Appelle von Familien und Sarkozy
Die Sendung an Al-Dschasira enthielt auch einen handschriftlichen Bekennerbrief, der laut Ermittlern mit dem Namen Merahs unterzeichnet wurde. In dem Brief, der in fehlerhaftem Französisch verfasst wurde, hiess es, die Attentate seien im Namen von Al-Kaida verübt worden.
Hinweise darauf, dass das Video auch anderen Sendern vorlag, gab es nicht. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy warnte die Fernsehsender des Landes aber trotzdem vor einer Ausstrahlung, sollten sie denn in den Besitz der Aufnahmen gelangen.
„Aus Respekt vor den Opfern und vor der Republik“ solle der Film nicht gezeigt werden, sagte Sarkozy. Neben Sarkozy hatten auch die Familien der Opfer sowie die französische Fernsehaufsicht CSA die Medien aufgefordert, den Film nicht auszustrahlen. Mehrere französische Fernsehsender gaben bereits bekannt, dass sie den Film nicht senden würden.