Die Schweizer Radrennfahrer treten heute Abend in Richmond (USA) nur als Aussenseiter zum WM-Strassenrennen an. In Abwesenheit von Fabian Cancellara liegen die Hoffnungen primär auf Michael Albasini.
Es gibt wie meistens an einer WM zahlreiche Anwärter auf den Titel: die Spanier um Alejandro Valverde und Joaquim Rodriguez, die Italiener mit Vincenzo Nibali, die Belgier mit Philippe Gilbert, Greg van Avermaet und Tom Boonen, die Deutschen mit John Degenkolb, die Australier mit Simon Gerrans, die Polen mit Titelverteidiger Michal Kwiatkowski, die Slowaken mit Peter Sagan oder die Norweger mit Alexander Kristoff.
Sie alle – und noch einige weitere Nationen – werden höher gehandelt als die Schweizer, die mit Albasini als Leader sowie Silvan Dillier und Gregory Rast antreten. Gerade die Position als Aussenseiter könnte aber zur Trumpfkarte werden. Denn die Konkurrenz wird – anders als mit Cancellara – kaum speziell auf die Vertreter von Swiss Cycling achten.
Diese Situation gelte es auszunützen, gaben sich die drei Fahrer kämpferisch optimistisch. «Wir haben keinen Topfavoriten da und müssen das Rennen deshalb nicht kontrollieren», sagte Rast, der in erster Linie Helferdienste verrichten wird. «Wir müssen schauen, dass Michael und Silvan möglichst gut bis ins Finale kommen. Beide haben danach die Fähigkeiten, auf diesem Parcours ein Resultat herauszufahren.»
Albasini steigt zum zweiten Mal nach 2012 als Teamleader ins Rennen. Der 34-jährige Ostschweizer fühlt sich gut in Form: «In den letzten World-Tour-Rennen in Kanada hatte ich einen guten Druck auf den Pedalen. Ich hoffe, das wird am Sonntag auch wieder so sein.» Albasini gehörte in den letzten Jahren zu den wenigen Schweizer Profis, die regelmässig Siege einfuhren. In diesem Jahr feierte der Allrounder zwei Etappensiege an der Tour de Romandie.
An Weltmeisterschaften zeigte Albasini ebenfalls schon gute Leistungen. Im letzten Jahr in Ponferrada (Sp) etwa hinterliess er am Ende gar den stärkeren Eindruck als Leader Cancellara. Und 2012 in Valkenburg erreichte er das Ziel mit den Besten. Fünf Sekunden hinter Weltmeister Philippe Gilbert (Be) klassierte er sich damals im 17. Rang.
Die besten Nationen des Jahres dürfen mit neun Fahrern zur WM antreten. Die Schweizer dagegen stehen nur zu dritt am Start, weil sie im Verlauf der Saison zu wenig Punkte im World-Tour-Ranking einfuhren. Mit einem Trio ist der taktische Spielraum begrenzt. Es bleibt deshalb keine andere Wahl als Kräfte zu sparen, sich im Feld möglichst lange zu verstecken und den richtigen Moment abzuwarten. «Es wird ein Pokern», so Albasini.