Nach zweimaliger Verzögerung hat Algerien dem Besuch eines Ermittlungsrichters zugestimmt, der den Mord an sieben Mönchen während des algerischen Bürgerkriegs im Jahr 1996 aufklären will. Der Untersuchungsrichter Marc Trévidic hatte die Reise schon zwei Mal verschoben.
«Die Justizbehörden haben grünes Licht für einen Besuch am 12. und 13. Oktober in Algerien gegeben», sagte der algerische Justizminister Tayeb Louh am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Trévidic hatte sich zuletzt äussert erzürnt über das Verhalten Algeriens gezeigt.
Der Richter ermittelt zu der Entführung von sieben Mönchen aus dem Kloster von Tibéhirine Ende März 1996. Knapp zwei Monate später meldete die radikale Islamistengruppe GIA die Ermordung der Männer. Einige Tage später wurden ihre abgeschnittenen Köpfe am Rand einer Strasse gefunden, die Leichen blieben verschollen.
Trévidic will an der geplanten Exhumierung und der Autopsie der Schädel teilnehmen. «Die Begutachtung und Autopsie wird durch algerische Experten vorgenommen», stellte Justizminister Louh klar.
Die Ermittler erhoffen sich von der Autopsie Informationen zu den Todesumständen. Laut der offiziellen Version wurden die Mönche von der GIA ermordet. Ein früherer französischer Militärattaché berichtete jedoch unter Berufung auf einen algerischen Offizier, die Armee habe von Helikoptern ein Rebellenlager in den Bergen beschossen und dabei versehentlich die Mönche getötet. Um dies zu vertuschen, hätten die Soldaten anschliessend die Köpfe der Männer abgeschlagen und die Leichen vergraben.
Der französische Filmemacher Xavier Beauvois hatte das Schicksal der Mönche in seinem Film «Von Menschen und Göttern» im Jahr 2010 in Erinnerung gerufen und einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht.