Jemens langjähriger Machthaber Ali Abdallah Saleh ist am Sonntag Richtung USA abgereist, nach offiziellen Angaben aus medizinischen Gründen. Die Abreise kam einen Tag nach einer vom Parlament gewährten umstrittenen Generalamnestie für Saleh.
Der arabische Nachrichtensender Al-Arabija meldete die Abreise Salehs. Einer seiner Mitarbeiter sagte dem Nachrichtensender, Saleh habe die Absicht, vor der Präsidentschaftswahl vom 21. Februar zurückzukehren. Wie die Nachrichtenagentur dpa weiter berichtete, soll auch Salehs Familie das Land verlassen haben.
Bevor Saleh zum Flughafen fuhr, liess er eine Fernsehansprache aufzeichnen, in der er sein Volk um Verzeihung bat für „mögliche Fehler“ während seiner Amtszeit. Er rief die Jemeniten zur Einigkeit auf. Gleichzeitig strich er seine eigene Rolle bei der Wiedervereinigung des Jemen heraus.
Saleh werde in den USA medizinisch behandelt, hiess es aus Präsidentenkreisen. Er war vergangenes Jahr für einen längeren Spitalaufenthalt in Saudi-Arabien, nachdem er im Juni bei einem Anschlag verletzt worden war.
Hinrichtung gefordert
Die Ankündigung von Salehs Abreise erfolgte kurz nach der Gewährung absoluter Immunität für ihn. Der Parlamentsentscheid vom Vortag trieb am Sonntag zehntausende Menschen in Jemen auf die Strasse. Sie forderten die Hinrichtung Salehs.
„Das jemenitische Volk hat entschieden, Saleh muss hingerichtet werden“, riefen die Demonstranten in der Hauptstadt Sanaa. „An die Abgeordneten: Keine Immunität auf Kosten unseres Blutes“, stand auf einem Plakat geschrieben.
Die aufgebrachten Menschen begannen ihren Protestzug auf dem Platz des Wandels, wo seit rund einem Jahr Demonstranten kampieren und Salehs Rücktritt fordern. Auch der UNO-Gesandte im Jemen, Dschamal Benomar, äusserte Kritik. Opfer müssten das Recht haben, Entschädigungen zu fordern, sagte er.
Mitarbeiter nicht voll geschützt
Das jemenitische Parlament hatte am Samstag einstimmig das umstrittene Amnestiegesetz verabschiedet. Es gewährt Saleh absolute Straffreiheit. Salehs Mitarbeiter sind gegen Ermittlungen wegen politischer Straftaten geschützt, wie es in einer Stellungnahme vom Samstag hiess.