Wer übermässig Alkohol konsumiert, stellt nicht nur sich selbst vor Probleme. Alkoholmissbrauch ist für die gesamte Gesellschaft eine Belastung – auch finanzieller Art. Im Jahr 2010 beliefen sich die gesellschaftlichen Kosten des Alkoholkonsums in der Schweiz auf 4,2 Milliarden Franken.
Diese Summe entspricht etwa 0,7 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) – oder 632 Franken pro Kopf, wenn man sie auf alle in der Schweiz lebenden über 15-jährigen Personen (6,7 Millionen) verteilt. Die Zahlen entstammen einer neuen Studie, die vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) in Auftrag gegeben wurde.
Der Konsum von Alkohol erhöht laut den Autoren nicht nur die Gesundheitsausgaben, er führt auch zu Produktivitätsverlusten bei Unternehmen und belastet die Gesamtwirtschaft durch frühzeitige Todesfälle. „Es liegt im Interesse aller, diese Kosten zu senken“, hält das BAG in einer Mitteilung vom Donnerstag fest.
Fehlen am Arbeitsplatz
Den grössten Teil der Kosten trägt die Wirtschaft, nämlich 80 Prozent oder 3,4 Milliarden Franken. Wer zu viel trinkt, fehlt manchmal am Arbeitsplatz und bringt dort nicht immer die volle Leistung. Allein für die Unternehmen hatte der Alkoholkonsum im Jahr 2010 deshalb Verluste von 1,7 Milliarden Franken zur Folge.
Die restlichen wirtschaftlichen Kosten gehen auf Frühpensionierungen und vorzeitige Todesfälle als Folge von Alkoholmissbrauch zurück.
Autounfälle und Gewalt
Die direkt durch Alkoholkonsum verursachten Kosten, also Aufwendungen im Gesundheitswesen und in der Strafverfolgung, machen laut Studie 20 Prozent der Gesamtrechnung aus.
Der Hauptteil (613 Millionen Franken) fiel 2010 im Gesundheitswesen an, etwa wegen Verletzungen durch alkoholbedingte Unfälle oder der Hospitalisierung junger Menschen mit einer Alkoholvergiftung. Die Kosten für die strafrechtliche Verfolgung von alkoholbedingten Delikten beliefen sich auf 251 Millionen Franken. Dazu zählen Gewalttaten oder Fahren in angetrunkenem Zustand.
Männer trinken mehr
Es fällt auf, dass die Männer insgesamt höhere Gesundheitskosten aufweisen als die Frauen. Dies liege vor allem daran, dass Männer mehr Alkohol trinken, schreiben die Autoren. Auch der wirtschaftliche Produktivitätsverlust fällt bei den Männern höher aus. Der Grund: Männer arbeiten weniger Teilzeitarbeit und verdienen im Durchschnitt mehr. Entsprechend kommt ein Arbeitsausfall teurer zu stehen.
Im internationalen Vergleich liegen die Alkoholkosten für die Gesellschaft in der Schweiz mit einem Anteil von 0,7 Prozent am BIP am unteren Ende der ausgewiesenen Bandbreite. Die meisten Länder weisen laut Studie Werte zwischen 1 und 2 Prozent aus, teilweise gingen sie bis zu 5.5 Prozent. Darüber, welche Länder die höchsten Werte aufweisen, schweigen sich die Autoren allerdings aus.
Schwieriger Vergleich
Vergleiche mit anderen Ländern seien mit Vorsicht zu ziehen, hiess es dazu beim BAG auf Anfrage. Die Erhebungsmethoden könnten variieren, was einen Vergleich erschwere. Dasselbe Problem stelle sich beim Vergleich mit älteren Studien.
Doch Vergleiche hin oder her: 4,2 Milliarden Folgekosten sind zu viel, findet das Bundesamt für Gesundheit. Um die negativen Folgen des Alkoholkonsums in der Schweiz zu verringern, unterstützt es zahlreiche Projekte des nationalen Alkoholprogramms.