Alles wird besser – indem Sie sich keine Vorsätze fürs neue Jahr machen

Kaum ist die Gans verdaut, gehts schon daran, die sorgfältig aufgelisteten guten Vorsätze Realität werden zu lassen. Doch das ist etwas für die Masse. Denn Sie haben das nicht nötig. Sie sind gut so, wie Sie sind. «5, 4, 3, 2, 1… Happy New Year! Happy 2015!» und so weiter. Das alles und noch viel […]

Kaum ist die Gans verdaut, gehts schon daran, die sorgfältig aufgelisteten guten Vorsätze Realität werden zu lassen. Doch das ist etwas für die Masse. Denn Sie haben das nicht nötig. Sie sind gut so, wie Sie sind.

«5, 4, 3, 2, 1… Happy New Year! Happy 2015!» und so weiter. Das alles und noch viel mehr haben wir uns wieder zugeschrien und zugetoastet, als es am Mittwoch auf Donnerstag wieder so weit war. Betrunken waren alle. Ausnahmslos. Vollgestopft auch. Fresskomatös konnte man sich kaum noch bewegen vor lauter Völlerei.

Dann war erst einmal Ruhe. 1. Januar; die Wiener Philharmoniker gaben wiederum als Zugabe den Radetzky-Marsch im Kabelfernsehen. Dann Berchtoldstag, wo jeder froh war, dass da noch frei war, und schliesslich Wochenende. Aber man kam über die Feiertage auch ins Grübeln. So ist es also jetzt, das neue Jahr hat begonnnen. Neues Jahr, neues Glück, vielleicht eine neue Liebe (und diesmal bitte eine erwiderte), evtl. ein neuer Job und vor allem eins: Dinge, die man besser machen will und auch muss, denn so kann das nicht weitergehen mit einem.

Eine Liste wird erstellt. Die alljährliche To-do-Liste der zu verbessernden Fähigkeiten und Verhaltensregeln. Klassischerweise will man abnehmen, «seine Form finden», wie Saftkuren und Askese auch schöner betitelt werden können, man möchte sich mehr um Familie und Freunde kümmern, erfolgreicher und weniger ein Schisser sein, für alle da sein, wieder mehr reisen, sich und anderen vermehrt Gutes tun. Schon beim Aufstellen der guten Vorsätze allerdings beginnt die Tinte zu schmieren, weil man schon halb zittrig wird beim Schreiben, wohlwissend, dass all das wohl einmal mehr wishful thinking sein wird oder, auf gut Deutsch, bald unter «ferner liefen» verbucht sein wird.

Scheissen Sie endlich auf die elenden Vorsätze! Sie sind perfekt, so wie Sie sind.

Die Frage drängt sich also auf: Wieso machen wir das überhaupt? Und wissen Sie was? Lassen Sies bleiben! Denn Sie müssen genau eines ändern: Scheissen Sie endlich auf die elenden Vorsätze! Sie sind perfekt, so wie Sie sind. Sie sind schon so perfekt, dass sich all die anderen Mal an Ihnen ein Bespiel nehmen sollten, so vollkommen, umwerfend schön und erfolgreich sind Sie. Soll Ihnen Ihr Chef wieder einmal ein Kompliment machen, sollen Ihre Liebhaberinnen, Ihre Liebhaber Sie endlich wieder einmal zum Essen ausführen. Sollen doch Ihre Freunde zum Telefon greifen. Soll sich Ihr Körper seine Form doch selber aussuchen. Befreien Sie sich, emanzipieren Sie sich von all dem Gewäsch. Und wem es bei Ihnen zu Hause nicht passt, soll doch selbst zum Staubwedel greifen oder die Hemden bügeln.

Sie sind den anderen nun weit überlegen. Mit Schwächen zwar, aber das ist sexy und zeugt schliesslich von Grösse. Denn sich zu ändern, das ist eh nicht eine Fähigkeit, die die Menschen besitzen. Der Mensch hat höchstens Phasen, die er in periodischen Abständen durchläuft.

Durch die Macht der Gewohnheit hervorgerufen, werden Sie wahrscheinlich nervös und dadurch rückfällig. Deshalb picken Sie doch zur Prophylaxe von den unten aufgeführten Vorschlägen etwas für sich heraus. Es sind alles Pseudo-Neujahrsvorsätze und Tipps, die Ihr schlechtes Gewissen sofort beruhigen werden. Die aufgelisteten Massnahmen sind allesamt spielend leicht in Taten umsetzbar. Das Beste daran ist: Sie selber sind dann abgelenkt und keiner wird je bemerken, dass Sie geschummelt haben.

  • Nur noch guten Rotwein kaufen
  • Sich eingestehen, dass Ihre Schwiegermutter keine Giraffe ist (schwer zwar, but still…)
  • Warum nicht Mal blau
  • Mehr trinken
  • Den Steamer vermehrt in Verwendung nehmen
  • Paris geht auch im Winter
  • Nur noch guten Cognac
  • Outlook ist kein Teil Australiens
  • Ab sofort nur noch gute Schuhe tragen
  • Schampus is the new Prosecco (teurer zwar, dafür halt die Gäste besser aussuchen)
  • Noch mehr trinken
  • Küssen aktiviert 42 Gesichtsmuskeln und beugt Falten vor
  • Den Steamer nun noch öfter in Verwendung nehmen
  • Noch viel mehr tinken
  • Auch unterm Schrank staubsaugen
  • Raucher haben später weniger Alzheimer
  • Schneller trinken
  • Heimlich Udo Jürgens hören
  • Im Zoo nicht mehr die Affen mit Marshmallows füttern
  • Tragen Sie heute rote Unterwäsche
  • Noch viel mehr und vor allem schneller trinken
  • Im Coop ausnahmsweise nicht die teuersten Tomanten aussuchen und die billigsten bezahlen
  • Steamen Sie die teuren Tomaten
  • Kreieren Sie Ihre eigenen und individuell auf Sie zugeschnittenen Pseudo-Vorsätze – Sie habens drauf, Sie werden sehen!

Das Jahr ist nun bereits wieder sechs Tage alt, das heist 1,64% vom Jahr 2015 sind schon wieder Geschichte. Und wahrscheinlich sind Sie vorhin in der Kaffeepause auch nicht König geworden oder wenn doch, sind Sie jetzt höchst wahrscheinlich beim Zahnarzt, weil Ihnen wegen der weissen Plastikfigur, auf die Sie im Büro gebissen haben, eine Plombe rausgefallen ist. Blöd gelaufen.

Dennoch – oder vielmehr auch gerade deshalb – wünsche ich Ihnen von Herzen ein frohes und gutes und von allem Vorsatz befreites neues Jahr! Sie sind gut so, wie sie sind. Zudem können Sie jederzeit, sollte Ihnen in diesem Jahr trotzdem mal etwas misslingen, sagen: «Man muss ja nicht alles können», oder: «Immerhin bin ich gesund.» Allerdings sollten sie es vermeiden, als Ausrede zu verweden, dass sie als Kleinkind von Ihrer Mutter zu heiss gebadet wurden.

So haben wir also noch 98,32% des Jahres gemeinsam vor uns und eben: Nobody is perfect – zum Glück!

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