Vor 30 Jahren spielte die Schweiz 0:0 gegen Dänemark. Es war das zweitletzte Qualifikationsspiel zur Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko. Auf dem Platz standen Marcel Koller, Andy Egli und Alain Sutter – an den heute Breel Embolo erinnert.
Die Schweiz hat sich für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich qualifiziert. Erstaunt ist deswegen niemand.
Die Teilnahme an den grossen Turnieren ist für die Schweiz fast selbstverständlich geworden. Von einer Mannschaft, deren Spieler mehrheitlich in den grossen Ligen Europas oder beim heimischen Schwergewicht FC Basel unter Vertrag stehen, darf die fussballinteressierte Schweiz das erwarten.
Früher war das anders. Das zeigt der Fund einer Zeitung, die in der Surselva seit ziemlich genau 30 Jahren die Fensterscheibe in einem Heuschober schützt. Der «Tages-Anzeiger» beschrieb 1985, wie sich die Schweiz in einem Spiel, «das alles bot, Kampf, Technik, Dramatik, und das in keiner Sekunde langweilig war», torlos von Dänemark trennte.
Der verhaftete Flaschenwerfer aus Reihe 3
Es ging an diesem 9. Oktober in der Gruppe 6 um die Qualifikation zur Weltmeisterschaft in Mexiko 1986. Die «kleine WM-Chance», wie die Zürcher Tageszeitung nach dem 0:0 in Kopenhagen schrieb, liessen die Schweizer schliesslich ungenutzt. Die erste WM-Teilnahme seit 20 Jahren blieb aus.
(Bild: Scan «Tages-Anzeiger» vom 10. Oktober 1985)
Mit einem Sieg im zweitletzten Qualifikationsspiel wäre damals möglicherweise alles anders gekommen. Aber weder Marcel Koller, der heute Österreichs Nationalmannschaft trainiert und gegen Dänemark den Führungstreffer «in den Füssen hatte», noch Andy Egli, den Nationaltrainer Paul Wolfisberg als Mittelstürmer einsetzte, waren vor dem Tor erfolgreich.
Vielleicht liess sich die Schweiz aber auch einfach von der Zuschauerattacke in der 75. Minute aus dem Konzept bringen. Heinz Lüdi wurde «beim Einwurf von einer Flasche getroffen», der Delinquent aus der dritten Reihe abgeführt. Immerhin.
Alain Sutter tunnelt Gegenspieler und sagt: «Das mache ich gern.»
(Bild: Scan «Tages-Anzeiger» vom 10. Oktober 1985)
Die Verhaftung des Übeltäters war nicht die einzige gute Nachricht an diesem Abend im ausverkauften Idraetspark, der heute vom Drittligisten BK Frem Kopenhagen genutzt wird. Die andere war der aufgehende Stern des Berners Alain Sutter.
Der damals 17-Jährige verblüffte «mit seiner Frechheit auch die Dänen», wie der «Tages-Anzeiger» berichtete, und spielte bei «seiner ersten Szene den Ball dem Gegenspieler zwischen den Füssen hindurch» (Alain: «Das mache ich gern.»).
Warum er nach 64. Minuten ausgewechselt wurde, verstand zwar Sutter («Herr Wolfisberg wird sicher einen Grund gehabt haben»), die örtliche Presse aber nicht. Zumindest zitierte der «Tages-Anzeiger» einen dänischen Journalisten so: «Wer ist diese Nummer elf? Ganz hervorragend.»
Der heute Jüngste ist eine bekannte Grösse
30 Jahre später sorgt in einer Qualifikationsphase wieder der Jüngste des Kaders für Furore. Breel Embolo stand auf dem Weg nach Frankreich erstmals in einem Wettbewerbsspiel auf dem Platz, erzielte gegen San Marino seinen ersten Treffer und provozierte das entscheidende Tor gegen Estland.
Vor allem seinen Leistungen im Verein ist es geschuldet, dass der Profi des FC Basel eine bekannte Grösse unter den europäischen Spielern mit Jahrgang 1997 ist. Und anders als zu Sutters Zeit dürfte es kaum Fachjournalisten aus dem Land des Gegners geben, die den Basler Jungstar nicht kennen.
Das hat einerseits damit zu tun, dass Informationen, Bilder und Videos von Spielern einfacher zugänglich sind. Andererseits haben die Schweizer Fussballer inzwischen einen anderen Ruf als vor 30 Jahren.
Die Zeiten haben sich jedenfalls geändert – und auch ein abgeführter Flaschenwerfer aus der dritten Reihe wäre heute jeder Zeitung mehr wert als eine Bemerkung im Telegramm.
Das Telegramm zum Spiel vom 9. Oktober 1985 im «Tages-Anzeiger». (Bild: Scan «Tages-Anzeiger» vom 10. Oktober 1985)