Der französische Industriekonzern Alstom hat vom US-amerikanischen Konkurrenten General Electric (GE) für seine Energietechniksparte ein Übernahmeangebot über 12,35 Milliarden Euro erhalten. Das Angebot werde nun bis Ende Mai von unabhängigen Mitgliedern des Verwaltungsrates geprüft, teilte das Unternehmen am Mittwochmorgen mit.
Der Alstom-Verwaltungsrat gibt nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP dem Angebot von GE den Vorzug gegenüber den Plänen des deutschen Siemens-Konzerns. Die Zeitung «Le Figaro» hatte ebenfalls am Dienstagabend auf ihrer Internetseiten auf Insiderinformationen gestützt berichtet, der Verwaltungsrat habe einstimmig für das GE-Angebot gestimmt.
Alstom-Chef Patrick Kron erklärte, durch die Transaktion könne ein noch wettbewerbsfähigeres Unternehmen entstehen. Der verbleibende Teil des Konzerns würde sich dann auf das Transportgeschäft konzentrieren. Alstom ist vor allem für den Bau des Hochgeschwindigkeitszugs TGV bekannt.
Siemens enttäuscht
Der Siemens-Konzern soll allerdings dennoch die Gelegenheit bekommen, ebenfalls ein konkretes Angebot abzugeben.
Siemens zeigte sich am Mittwoch enttäuscht über den Umgang von Alstom mit seinem Übernahmeangebot. «Leider haben wir keine Antwort auf unseren Brief vom 26. April erhalten», heisst es in einem Schreiben von Siemens an Alstom, das AFP vorlag.
«Wir sind besonders enttäuscht von der mangelnden Kooperation des Vorstandschefs», heisst es darin. Kron sei an einem «direkten Dialog» über das mögliche Geschäft nicht interessiert gewesen.
Die Deutschen hatten im Übernahmepoker um Alstom erst am Dienstag ein eigenes Angebot angekündigt. Dieses wurde allerdings an die Bedingung geknüpft, vier Wochen lang Zugang zu Daten des französischen Unternehmens zu bekommen. Zudem müssten auch Interviews mit dem Management geführt werden können, hiess es.
Die Führungsspitzen von GE und Siemens waren am Montag bei Frankreichs Präsident François Hollande vorstellig geworden, um ihre jeweiligen Konzepte für eine Alstom-Teilübernahme darzulegen.