Alt Bundesrat Kaspar Villiger ist am Samstag in Frankfurt mit dem Freiheitspreis der Friedrich-Naumann-Stiftung geehrt worden. Sie würdigt damit «den Politiker und Familienunternehmer für sein politisches Lebenswerk».
Dieses sei «von reformfreudigen, liberalen Ideen und Projekten mit Sinn für Verantwortung geprägt», heisst es in einer Medienmitteilung. «Er denkt langfristig und solide, er ist offen und flexibel, er ist ein Freund von Reformen», wird die Vorsitzende der Jury, Karen Horn, zitiert.
Villiger wurde vor allem für zwei Grossprojekte geehrt. Zum einen die Einführung der Schuldenbremse und zum anderen die Förderalismusreform.
Villiger, der den Preis gemäss Mitteilung «sichtlich bewegt» entgegen nahm, verwies in seiner Dankesrede auf die für ihn untrennbare Verbindung zwischen Moral, Freiheit und Regulierung: «Jedes freiheitliche System muss ein gewisses Mass an Missbräuchen ertragen. Wenn sich aber die moralischen Grundlagen zersetzen und die Missbräuche den gesellschaftlichen Verträglichkeitspegel übersteigen, zerstört sich die Freiheit selbst. Deshalb ist Verantwortung der Preis der Freiheit.»
Talente fördern statt knebeln
Villiger wies auch auf die aktuellen Herausforderungen hin: Demokratieverdrossenheit, Wertekonflikte und eine in Verruf geratene Marktwirtschaft. «Globalisierung und Marktwirtschaft, die Treiber der langfristig positiven Entwicklung, werden seit der Finanzkrise plötzlich zu Sündenböcken. Ideologien, Populismus und Nationalismus kehren zurück», sagte er.
Vor diesem Hintergrund seien «liberale politische Kräfte mit dem Mut zum Widerstand gegen den Mainstream und gegen die Populisten zur Korrektur fataler Fehlentwicklungen nötiger denn je». Ziel müsse es dabei sein «die Kräfte, Energien und Talente der Menschen zu entfesseln und nicht stets neu zu knebeln».
Mit dem Freiheitspreis werden alle zwei Jahre Persönlichkeiten geehrt, die Impulse für eine liberale Bürgergesellschaft gegeben und auf diese Weise zur Fortentwicklung freiheitlicher Ziele und Werte beigetragen haben.
Kaspar Villiger reiht sich in eine Liste namhafter Preisträger ein: 2006 erhielt der frühere deutsche Aussenminister Hans-Dietrich Genscher den Preis. 2008 ging die Auszeichnung an den peruanischen Schriftsteller Mario Vargas Llosa, 2010 an die Soziologin und Publizistin Necla Kelek, 2012 an den Philosophen Wolfgang Kersting und 2014 an die Ministerpräsidentin des südafrikanischen Westkap, Helen Zille.