Alt ist das neue Neu: Bauteilbörse Basel

Eigentlich bräuchten Sie dringend eine neue Schreibtischplatte? Oder Sie wünschen sich schon lange eine Spülmaschine, das Geld dafür war aber nie da? Dann lohnt es sich, in der Bauteilbörse auf dem Dreispitz vorbeizuschauen. Am Donnerstag eröffnet eine neue Werkstatt. Die Bauteilbörse Basel liegt mitten im Dreispitzareal, in der Barcelonastrasse 4. Was vielleicht ein Grund dafür […]

Werkstatt

Eigentlich bräuchten Sie dringend eine neue Schreibtischplatte? Oder Sie wünschen sich schon lange eine Spülmaschine, das Geld dafür war aber nie da? Dann lohnt es sich, in der Bauteilbörse auf dem Dreispitz vorbeizuschauen. Am Donnerstag eröffnet eine neue Werkstatt.

Die Bauteilbörse Basel liegt mitten im Dreispitzareal, in der Barcelonastrasse 4. Was vielleicht ein Grund dafür ist, dass sie kaum jemand kennt. Vor der Tür stehen zwei Männer in Arbeitskleidung, die mich freundlich begrüssen. Einer davon stellt sich als Diego vor und bringt mich in das Büro im ersten Stock.

In der Bauteilbörse geht es wie in jedem Handwerksbetrieb geschäftig zu. Während Diego nach dem Chef und nebenbei nach einem Schwingschleifer sucht, bekomme ich in der gemütlich eingerichteten Cafeteria Kaffee angeboten. Jürg Minder, Geschäftsführer und Einrichtungsleiter der Bauteilbörse kommt wenig später durch die Tür geeilt und bringt gleich eine Handvoll Infomaterial mit.

Möbel, die sonst im Restmüll landen

«Alle Einrichtung, die man hier sieht, besteht aus Gebrauchtmöbeln», zeigt er mit ausholender Geste. Die Schreibtische, die Küchenzeile, die Stühle und alles andere: Möbel, die sonst im Restmüll gelandet wären. Hier werden solche Möbel aufpoliert und weiterverwendet. Die Bauteilbörse funktioniert wie eine Brockenstube für Baumaterialien.

«Wir haben hier oft sehr gute Qualität», sagt Minder. «Es werden Geräte entsorgt, die nicht älter sind als zwei, drei Jahre». Oft melden sich die Vermieter direkt bei der Bauteilbörse und fragen nach, wenn Küchen und Bäder ausgetauscht werden. Die Börse berechnet dann einen Demontagepreis, der vom Verkehrswert der gebrauchten Einrichtung abhängt. Der sei in der Regel günstig, sagt Minder. «Ein Entrümpelungsunternehmen sind wir aber nicht», betont er.

Occasionen mit Garantie

Es folgt eine Fühung durch die Verkaufsausstellung. Nicht schlecht, stelle ich fest. Diese Duschkabine dort hätte ich auch gerne und auf die freistehende Badewanne wären sicher viele scharf. Vielleicht komme ich mal wieder wegen eines Schreibtisches. Leisten könnte ich mir das. Die meisten Gegenstände kosten, laut Minder, «so 30 bis 50 Prozent des Neupreises».

Auf die freistehende Badewanne wären sicher auch viele scharf.

Auf die freistehende Badewanne wären sicher auch viele scharf. (Bild: Daniela Gschweng)

Möbel und Maschinen werden vor dem Wiederverkauf gereinigt und geprüft. Das ist nötig, zum Beispiel bei Kühlschränken. «Uralte Elektrogeräte verkaufen wir nicht mehr», wird mir erklärt. Aber die Energieeffizienz eines Kühlschranks könne sich in Luft auflösen, wenn beispielsweise die Dichtung nicht mehr in Ordnung sei. Für alle gekauften Geräte gibt die Bauteilbörse sechs Monate Garantie. Auf Wunsch wird auch ein Handwerker vermittelt, der das Gekaufte daheim einbaut.

Die Bauteilbörse ist beliebt. In den letzten beiden Monaten wurden in der Barcelonastrasse «so zehn, zwölf» komplette Küchen verkauft. Bekannt ist die Bauteilbörse auch bei Gastronomen. Denn Gastroküchen sind nicht nur haltbar sondern auch ziemlich teuer. Entsprechend viel hat die 50-köpfige Belegschaft zu tun, von der zwölf Personen zum Stammpersonal zählen.

Börsenleiter Minder hat Maurer, Baubiologe und Manager gelernt: «Hier kann ich das alles einsetzen.»

Neben dem Nachhaltigkeitsgedanken ist die Einrichtung ein Angebot zur Integration in den ersten Arbeitsmarkt. Hier arbeiten Langzeitarbeitslose, IV-Bezügler, Personen in Integrationsprogrammen. Meist für eine Dauer von drei bis sechs Monaten. Die meisten kommen aus Bauberufen oder aus dem Handwerk. Die Bauteilbörse laufe wie ein Handwerksbetrieb, erklärt Minder. «Ein bisschen Sozialarbeit machen wir aber auch.» Der gelernte Maurer und studierte Baubiologie setzte noch eine Managementausbildung drauf und hat bei der Bauteilbörse sein Ding gefunden. «Hier kann ich alles anwenden, was ich mal gelernt habe», sagt er.

Eine Filiale gibt es auch. Der zweite Standort in der Turnerstrasse 32 im Kleinbasel führt vor allem Sanitärmöbel. Zusätzlich gibt es eine Online-Börse.

Holzzuschnitt für Private

Jürg Minders Reich umfasst 1500 Quadratmeter Werkstätten und Büros, eine kleine Verkaufsausstellung, eine Warenannahme, ein Lager und ab 27. März auch eine Werkstatt für Holzzuschnitt.

Bisher musste die Bauteilbörse pro Jahr ungefähr 100 Tonnen Holz entsorgen. Das war nicht nur teuer sondern auch wenig nachhaltig. Viele Stücke lassen sich noch gut gebrauchen, vor allem Holzplatten sind noch verwertbar. Dazu müssen sie aber meist zugeschnitten werden, was für Privatverbraucher schwer zu machen ist. «Jetzt geht das», sagt Jürg Minder zufrieden. «Hier können auch Privatpersonen mit einem Brett unter dem Arm vorbeikommen und wir schneiden das mit professionellem Werkzeug zu».

Wer neugierig geworden ist, hat am Donnerstag, 27. März von 14 bis 19 Uhr Gelegenheit, sich bei der Eröffnungsfeier der neuen Werkstatt in der Bauteilbörse umzuschauen. Hungrig wieder gehen muss er jedenfalls nicht. Für Speis und Trank sei gesorgt, wird mir versichert.

  

Bisher musste die Bauteilbörse pro Jahr ungefähr 100 Tonnen Holz entsorgen. Das war nicht nur teuer sondern auch wenig nachhaltig.

Bisher musste die Bauteilbörse pro Jahr ungefähr 100 Tonnen Holz entsorgen. Das war nicht nur teuer sondern auch wenig nachhaltig. (Bild: Daniela Gschweng)

 

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Bauteilbörse Basel

Verwaltung, Werkstatt, Verkaufsausstellung
Barcelonastrasse 4
4142 Münchenstein
Telefon 061 332 30 70
Öffnungszeiten
Mo-Fr 9-12 Uhr, 13-17.30 Uhr
Sa 9-14 Uhr
http://www.btbbasel.ch/

Verkaufsausstellung Sanitär
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