Die Urner Behörden wollen wenn möglich am Mittwoch die stillgelegte Standseilbahn zwischen Amsteg und Bristen als Notverbindung wieder in Betrieb nehmen. Das Bergdorf ist nach einem Erdrutsch vom Sonntagabend derzeit nur aus der Luft oder zu Fuss erreichbar.
Die stillgelegte Standseilbahn des Kraftwerks Amsteg wird derzeit auf Herz und Niere geprüft. Spezialisten des Goldauer Seilbahnbauers Garaventa AG und der Frey AG aus Stans arbeiteten in den kommenden Tagen daran, die Bahn betriebsbereit zu machen, teilte die Urner Baudirektion am Donnerstag mit.
Besteht die 400 Meter lange Bahn danach die nötigen technischen Tests, könne die interkantonale Kontrollstelle für Seilbahnen und Skiliftanlagen (IKSS) die Betriebsbewilligung erteilen, heisst es weiter.
Ziel ist es, die Anlage am kommenden Mittwoch als Notverbindung für das 450-Seelen-Dorf Bristen in Betrieb zu nehmen. Ab diesem Zeitpunkt soll sie den Personentransport und einen Teil des Gütertransports sicherstellen. Ab Bristen Wasserschloss wird weiterhin ein Shuttle-Dienst mit Kleinbussen betrieben.
Für grosse Lasten wird nach Bedarf die Luftbrücke der Armee sowie privater Unternehmen aufrechterhalten. Für den Unterhalt des Fusswegs von Bristen nach Amsteg ist der Zivilschutz im Einsatz und für Nottransporte steht die Rega bereit. Zudem konnte am Donnerstag erstmals wieder die Post zugestellt werden.
An der Schadenstelle laufen die Arbeiten mit Hochdruck weiter. Aktuell wird die Abbruchstelle mit Spritzbeton und Verankerungen gesichert. Erst wenn diese Stelle vollständig gesichert ist, kann mit der Räumung des immer noch verschütteten unteren Abschnitts der Bristenstrasse begonnen werden.
In Zwischenzeit hiess zudem die landrätliche Finanzkommission den Antrag des Regierungsrats für einen Vorschusskredit in der Höhe von 1,3 Millionen Franken gut. Damit stünden die Gelder für die ersten Notmassnahmen sowie die Sicherungsarbeiten an der Bristenstrasse bereit, schreibt die Baudirektion. Weitere Angaben zur den Instandstellungskosten seien erst möglich, wenn das Sanierungsprojekt ausgearbeitet sei.
Für die Bewohner von Bristen ist die Wiederinbetriebnahme der alten Standseilbahn des Kraftwerks kein Novum: Bereits 2003 konnte das Bergdorf nach einer Felssprengung während rund zwölf Wochen nur mit dieser Bahn erreicht werden. Sie wurde zu diesem Zweck für 300’000 Franken saniert und reaktiviert. Während knapp dreier Monate wurde sei von rund 60’000 Personen benutzt.
Die 1920 erstellte Bahn diente dem Bau und Unterhalt der Druckleitung des Kraftwerks Amsteg. Das 400 Meter lange Trassee führt vom Kraftwerk hinauf zum Wasserschloss Bristen. Die Bahn war bis 1998 in Betrieb. Sie überwindet mit einer maximalen Steigung von 92 Prozent innert rund fünf Minuten 220 Höhenmeter.