Alte Turbinen-Idee für St.Alban-Teich in Basel gewinnt neuen Schub

Der mittelalterliche Gewerbekanal St.Alban-Teich in Basel hat, was Stromproduzenten suchen: Gefälle. Eine alte Idee für ein Kleinkraftwerk im «Dalbeloch» hat nach der Atomkatastrophe in Fukushima und mit dem geplanten Atomausstieg neuen Schub bekommen.

Der mittelalterliche Gewerbekanal St.Alban-Teich in Basel hat, was Stromproduzenten suchen: Gefälle. Eine alte Idee für ein Kleinkraftwerk im «Dalbeloch» hat nach der Atomkatastrophe in Fukushima und mit dem geplanten Atomausstieg neuen Schub bekommen.

„Dr Dych“ nennen Basler den Kanal, der bei Münchenstein BL Wasser aus der Birs durch die Grün 80 und hinter dem Stadion St. Jakob vorbei ins St.Alban-Quartier führt. Gebaut worden war der knapp fünf Kilometer lange Kanal im 12. Jahrhundert als Energielieferant: Unter anderem profitierten einst Papierschöpfer, später die Basler Buchdrucker und mit deren Fortschritten der Humanismus in Europa.

Bei der alten Stadtmauer in zwei Arme aufgeteilt, kippt der heute vor allem als Spazierkulisse geschätzte Dych rund sechs Meter tief über Abstürze in den Rhein. Dieses Gefälle könnte eine Fallturbine nutzen: Gemäss einer Studie eines Badener Ingenieurbüros von 2007 läge bei einer Nennleistung von 140 Kilowatt eine Jahresproduktion von rund einer Gigawattstunde drin.

Das entspricht dem Bedarf von rund 280 Durchschnittshaushalten. Bei Investitionskosten von geschätzten 1,5 Mio. Franken liegen die Strom-Gestehungskosten bei etwa 13 Rappen pro Kilowattstunde (KWh). Das ist attraktiv, wie mehrere angefragte Energiedienstleister der Region gegenüber der Nachrichtenagentur sda feststellen.

Stabiles Wasservolumen

Entscheidend sind die Konzessionsdetails, vor allem deren Dauer, während der die Investition amortisiert würde. Eine Konzession erteilen kann die 1336 gegründete Dych-Korporation als Inhaberin der Wasserrechte; ihre Mitglieder sind der Kanton Basel-Stadt, die Einwohnergemeinde Basel und die Christoph Merian-Stiftung (CMS).

Weder CMS noch Korporation wollten selber ein Kraftwerk bauen, wie CMS-Immobilienchef Felix Leuppi sagt. Nach einer Machbarkeitsstudie und deren Update von 2007 könne jemand anders bauen. Ein Investor müsste als Auflage nur das Kraftwerk öffentlich einsehbar oder zugänglich machen – passend zum Wasserrad der Papiermühle nebenan.

Der „Dych“ hat gegenüber einem Naturbach Vorteile: 2,5 Kubikmeter Wasser aus der Birs pro Sekunde sind per Vertrag gesichert, was relativ stabile Produktionsbedingungen bringt. Und weil das Gewässer der Fischzucht dient, also aufsteigende Raubfische unerwünscht sind, gibt es keine Fischtreppe zum Rhein – eine solche würde nutzbares Wasser und raren Platz kosten.

Kanton an Auslegeordnung

Die Dych-Kraftwerk-Idee aus dem letzten Jahrtausend ist etwas in Vergessenheit geraten. Laut Leuppi waren diverse Kontakte mit Elektras 2007 unverbindlich geblieben, und seither habe sich nichts getan. Reich werde man mit diesem Projekt ja nicht, seine Wirtschaftlichkeit sei aber just gegeben.

Bevor in Basel-Stadt überhaupt ein neues Wasserkraftwerk bewilligt wird, nimmt das Amt für Umwelt und Energie (AUE) eine breite Potenzialanalyse vor – der Rhein ist als Grenzgewässer Bundessache und deshalb ausgeklammert. Diese Analyse soll nun bis Ende April vorliegen, wie AUE-Leiter Jürg Hofer sagt.

Das Projekt bei der Rheinmündung ist übrigens nicht das einzige am Dych: Ein Metallbauer im Gebiet St.Jakob möchte ein Wasserrad mit 4,4 Meter Durchmesser neben seinem Haus in den Kanal hängen und so 158’000 KWh für das Stromnetz produzieren. Wie seiner Homepage zu entnehmen ist, würden so rund 45 Durchschnittshaushalte versorgt.

Die kleine Dylbeloch-Turbine ist nicht das einzige pendente Wasserkraftwerk-Projekt im Raum Basel: So werden an der Wiese zwei Wasserwirbelkraftwerke diskutiert, in der Birs bei Zwingen BL hofft die EBL seit rund acht Jahren auf das OK für ein neues Kraftwerk, und das Rhein-Kraftwerk Birsfelden prüft erneut eine Austiefung.

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