Am Fusse des Mont Vully

Wer Fisch, Kuchen und sanfte Seebrisen mag, ist am Lac de Morat genau richtig.

Kein Vully, aber trotzdem lecker.

(Bild: Muriel Gnehm)

Wer Fisch, Kuchen und sanfte Seebrisen mag, ist am Lac de Morat genau richtig.

Wenn ich den Canal de la Broye überquere, auf dem die Schiffe zwischen Murten und Neuenburg kreuzen, fühle ich mich stets ein bisschen so, als käme ich nach Hause. Vor mir liegt Sugiez, ein freiburgisches Dorf, das weit weniger hübsch ist als seine Nachbarn Nant und Praz mit ihren pastellfarbenen Bauernhäusern, in dem dafür aber eine Hütte steht, die mein Urgrossvater einst baute. Ohne Strom, ohne Dusche, ohne warmes Wasser; nur ein Raum mit vier Betten, dicken Spinnweben und einem ganz eigentümlichen Geruch. Der «Sugiez-Duft», wie wir ihn als Kinder liebevoll nannten, ein Gemisch aus modriger Feuchtigkeit, Staub und Holz.

Es ist nicht so sehr diese Hütte, die mich Sommer für Sommer hierherlockt. Es sind die Erinnerungen und die romantische Landschaft dieses unbedeutenden Fleckens in der Romandie. Hinter der Hütte erhebt sich der dunkelgrüne Mont Vully, der weniger wie ein Berg als wie ein Schutzwall für die unterhalb liegenden Dörfer aussieht. Auf ihm wächst in Reih und Glied der Vully, den man hier schon mittags in jeder Beiz bestellt. Der herbe Weisswein passt zu Fisch wie Fondue und kostet in den Restaurants der Region weit weniger als eine Cola. 

See und Festung

Vor der Hütte plätschert gleichmässig der Lac de Morat, als möchte er einen schon nachmittags in den Schlaf schaukeln auf dem Strandtuch. Am Ufer gegenüber zeigen die zwölf Festungstürme von Murten gen Himmel, der hier immer etwas blauer wirkt als anderswo, schräg dahinter – schneebedeckt und mächtig – erkennt man Eiger, Mönch und Jungfrau. Und wenn man nun in die kühlen Wasser des Sees gleitet, während eine Entenfamilie vorbeipaddelt, geht einem der Gedanke durch den Kopf, dass Ferne und Erholung doch so nah sein können.



So schön: Der Murtensee.

So schön: Der Murtensee. (Bild: Muriel Gnehm)

Später an diesem Nachmittag steige ich in den Cave Guillod hinab, einen Weinkeller in Praz. Während sich draussen die Cabrios vor den Restaurant-Parkplätzen stauen und die Harley-Davidsons vorbeijagen, scheint hier drinnen die Welt stillzustehen. In einer Ecke steht eine Weinpresse, die längst ausgedient hat, und die Chefin erzählt in ruhigem Ton von ihren Reben und giesst dazu einen Weisswein des Hausberges nach dem anderen in Gläser, als hätte sie den ganzen Nachmittag Zeit.

In guter Stimmung bestelle ich mir danach die legendären Filet de perche meunière à la mode du patron im Restaurant Bel-Air und gucke den Waterbikern zu, die über das Wasser radeln, bis alle Velos fast gleichzeitig umkippen und der See für kurze Zeit unbevölkert, ruhig und tiefblau daliegt.

Nach einem grossen Stück Gâteau de Vully, eine Art Hefekuchen mit Rahm und eine Spezialität der Region, von der man nie genug kriegen kann, lausche ich dem Kreischen der Möwen, die ihr eigenes Seemannslied anstimmen. Als der Mond aufgeht, wird es Zeit, nach Hause zu spazieren. Und während ich mich zum fröhlichen Quaken der Frösche müde in den Schlafsack wickle, denke ich noch, ich sollte öfter hierher kommen.

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  • Für Fischliebhaber: Hôtel Restaurant Cave Bel-Air, Route Principale 145, Praz.
  • Für Gourmets: Romantik Hôtel de l’Ours, Route de l’Ancien Pont 5, Sugiez.
  • Für Sportfreaks: Beim Restaurant Bel-Air können Waterbikes und Stand Up Paddlings gemietet werden.
  • Für Seetüchtige: Schifffahrt Murtensee.
  • Für Regenwetter: Besuch der Schokoladenfabrik Maison Cailler, Rue Jules Bellet 7, Broc.
  • Eat dessert first (unbedingt kosten!): Gâteau de Vully in der Boulangerie Pâtisserie Guillaume, Route de Chaumont 4, Sugiez.

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