Die US-Golfer um Tiger Woods sind für den heute beginnenden Ryder Cup gegen Europa klar favorisiert.
Das war auch in den letzten acht Kontinentalwettkämpfen der Fall – die Europäer gewannen aber sechs davon. Deshalb fällt es erneut schwer, eine Prognose zu stellen.
Der Heimvorteil könnte entscheidend sein. Das Duell USA gegen Europa, das viele als den bedeutendsten Golfevent überhaupt betrachten, findet diesmal im nordwestlich von Chicago gelegenen Medinah statt. Der Medinah Country Club war bereits fünfmal der Austragungsort eines Majorturniers. Zuletzt gewann dort Tiger Woods 2006 die US PGA Championship.
Im Ryder Cup ist die Stimmung jeweils viel aufgeheizter als an Einzelturnieren. An jedem der drei Spieltage werden Zehntausende von Fans versuchen, das US-Team zum Sieg zu schreien. Am Ryder Cup 1999 in Brookline (USA) war es in den Einzeln vom Sonntag zu tumultartigen Szenen gekommen, für die sich der seinerzeitige US-Teamcaptain Ben Crenshaw später bei den Europäern entschuldigen musste. Die Amerikaner gewannen damals mit dem knappstmöglichen Ergebnis von 14,5:13,5 Punkten. Ähnliches könnte sich an diesem Wochenende wiederholen.
In keinem anderen Wettkampf spielt die psychische Verfassung der Golfer eine derart wichtige Rolle. Die beiden Captains – Davis Love für die USA, der Spanier José Maria Olazabal für Europa – sind nicht nur für eine geschickte Einteilung der Paarungen in den Doppeln vom Freitag und Samstag verantwortlich, sondern müssen ihre Spieler nach Niederlagen immer wieder aufrichten können. Sie haben Arbeit, die sie nicht allein bewältigen können. Die Teams haben sich deshalb darauf geeinigt, dass jeder Captain vier (ebenfalls nicht spielende) Vizecaptains ernennen und arbeiten lassen darf. Olazabal hat nun vier Assistenten an seiner Seite, die ihrerseits eine reiche Vergangenheit im Ryder Cup haben: der Nordire Darren Clarke, der Spanier Miguel Angel Jimenez, der Däne Thomas Björn und der Ire Paul McGinley. Auch Davis Love greift auf die Erfahrung von vier alten Haudegen zurück: Fred Couples, Mike Hulbert, Jeff Sluman, Scott Verplank.
Garcias Comeback
Rory McIlroy, der 23-jährige neue Superstar aus Nordirland, bestreitet erst seinen zweiten Ryder Cup, ist aber als Weltnummer 1 und mittlerweile zweifacher Majorturnier-Sieger der Leader in Europas 12-Mann-Auswahl. Die meiste Erfahrung in Olazabals Team bringen der Engländer Lee Westwood (8. Teilnahme) und der Spanier Sergio Garcia (6. Teilnahme) mit. Garcia weist die mit Abstand beste Bilanz aller 24 Spieler vor. In 24 Ryder-Cup-Einsätzen erreichte er 14 Siege und 4 Remis. Für den letzten Ryder Cup 2010 in Wales – die Europäer siegten dort 14,5:13,5 – hatte sich Garcia wegen einer Formbaisse nicht qualifizieren können. Diesmal ist er wieder einer der besten Trümpfe der Europäer.
Die Amerikaner stellen zwei der vier Sieger der diesjährigen Majorturniere: Bubba Watson (US Masters) und Webb Simpson (US Open). Sie zählen auch auf Brandt Snedeker, der am letzten Wochenende die Tour Championship der US PGA Tour und zugleich die Gesamtwertung im hochdotierten FedEx-Cup gewonnen hat. Simpson und Snedeker sind jedoch Ryder-Cup-Neulinge. Die Erfahrenen im US-Team sind Tiger Woods, Phil Mickelson und Jim Furyk. An allen drei sind die vielen Erfolge der Europäer seit Mitte der Neunzigerjahre indes nicht spurlos vorübergegangen. Woods‘ Ryder-Cup-Bilanz ist leicht negativ (13 Siege/14 Niederlagen), aber immerhin noch deutlich besser als jene von Mickelson (11/17) und Furyk (8/15).