Amnesty International wirft Israel Kriegsverbrechen vor

Amnesty International wirft Israel in einem Bericht Kriegsverbrechen im Zusammenhang mit einem Militäreinsatz nach der Entführung eines Soldaten während des Gazakriegs vor.

Amnesty International kritisierte Israel wegen «illegaler Angriffe auf Zivilisten». (Archiv)

(Bild: sda)

Amnesty International wirft Israel in einem Bericht Kriegsverbrechen im Zusammenhang mit einem Militäreinsatz nach der Entführung eines Soldaten während des Gazakriegs vor.

Die israelische Armee habe letzten Sommer bei der «unerbittlichen» Bombardierung von Wohnvierteln der Stadt Rafah im Gazastreifen eine «schockierende Missachtung ziviler Leben» offenbart, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Mittwoch.

Mindestens 135 Zivilisten seien bei den Angriffen getötet worden. Womöglich handle es sich dabei auch um Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Die Reaktion der Armee sei unverhältnismässig gewesen. Zudem sei keine unabhängige Untersuchung der Angriffe erfolgt, heisst es in dem Amnesty-Bericht.

Der israelische Soldat Hadar Goldin war am 1. August 2014 nach einem Einsatz im Gazastreifen als vermisst gemeldet worden. Er wurde während einer Feuerpause von Hamas-Kämpfern nahe der Stadt Rafah verschleppt. Kurze Zeit später erklärte ihn die Armee für tot.

«Illegale Angriffe auf Zivilisten»

Die israelische Armee startete daraufhin eine Offensive, bei der es sich nach Einschätzung von Amnesty um «illegale Angriffe auf Zivilisten» handelte. Die Menschenrechtsaktivisten berufen sich in ihrem Bericht auf Augenzeugenberichte, Fotos, Videos und Satellitenaufnahmen.

Israel weist die Anschuldigungen zurück. Die Angriffe in Rafah seien keine direkte Reaktion auf das Verschwinden des Soldaten gewesen. Zudem habe Amnesty die Aggressionen der palästinensischen Seite komplett ausgeblendet, erklärte das Aussenministerium.

Bereits in den vergangenen Monaten hatte Amnesty der israelischen Armee, aber auch mehreren radikalen Palästinensergruppen Kriegsverbrechen während der militärischen Auseinandersetzung im Sommer 2014 zur Last gelegt.

In dem 51 Tage dauernden Gazakrieg im Juli und August 2014 wurden nach UNO-Angaben 2251 Palästinenser getötet, darunter waren 1462 Zivilisten und davon 551 Kinder. Mehr als 11’200 Palästinenser wurden verletzt. Auf israelischer Seite starben 67 Soldaten und sechs Zivilisten, darunter ein Kind. 1620 israelische Zivilisten wurden zudem verletzt.

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