Amnesty: Katar hat Mängel bei Arbeiterschutz längst nicht beseitigt

Trotz massiver Kritik am mangelnden Schutz von Arbeitsmigranten in Katar hat das Ausrichterland der Fussball-WM 2022 seine Reformversprechen aus Sicht von Menschenrechtlern noch längst nicht eingelöst.

Arbeit an einer Strasse in Doha, Katar (Archiv) (Bild: sda)

Trotz massiver Kritik am mangelnden Schutz von Arbeitsmigranten in Katar hat das Ausrichterland der Fussball-WM 2022 seine Reformversprechen aus Sicht von Menschenrechtlern noch längst nicht eingelöst.

Der reiche Golfstaat habe zwar schon vor vier Jahren den Zuschlag für die WM bekommen, «bisher ist im Kampf gegen die weit verbreitete Ausbeutung von ausländischen Arbeitskräften aber erbärmlich wenig passiert», befand die Organisation Amnesty International (ai) in einem am Mittwoch vorgelegten Statusbericht.

Die im Frühling präsentierten und damals schon als unzureichend kritisierten Reformvorschläge seien damit Makulatur.

Kritik an Sponsorengesetz

Der Statusbericht kommt zum Schluss, dass insbesondere beim sogenannten Sponsorengesetz noch erheblicher Handlungsbedarf besteht. Das umstrittene Gesetz verpflichtet ausländische Arbeiter unter anderem dazu, die Genehmigung ihres Arbeitgebers einzuholen, wenn sie diesen wechseln oder Katar verlassen möchten.

Dies könne dazu führen, dass ausgebeutete Arbeiter in Katar festsitzen und nicht ausreisen können, kritisierte Amnesty. Ausserdem werde auf diese Weise Zwangsarbeit gefördert.

Amnesty hatte schon in der Vergangenheit mehrfach Missstände beim Schutz von Arbeitsmigranten in Katar angeprangert. Berichtet wurde unter anderem über ausstehende Löhne, unzumutbar harte und gefährliche Arbeitsbedingungen, heruntergekommene Unterkünfte sowie systematische Zwangsarbeit. Haushaltsangestellte seien zudem regelmässig körperlicher Gewalt und sexuellem Missbrauch ausgesetzt.

«Enttäuschende» Reformvorschläge

Nach der internationalen Kritik an den Arbeitsbedingungen ausländischer Gastarbeiter und Skandalberichten über hunderte Todesfälle auf den WM-Baustellen hatte das Emirat Anfang Jahr umfassende Reformen und «Normen für das Wohlergehen der Arbeiter» angekündigt.

Schon diese Reformvorschläge seien «enttäuschend» ausgefallen und verfehlten «den Kern des Problems», kritisierte die Amnesty-Expertin Regina Spöttl. «Aber selbst diese minimalen Reformen sind bis heute nicht umgesetzt.»

Neben Katar sieht sich auch der Fussballweltverband FIFA selbst mit millionenschweren Korruptionsvorwürfen rund um die WM 2022 konfrontiert. Deren Vergabe in den Golfstaat hatte auch wegen der extremen Temperaturen und fehlenden Infrastruktur vor Ort für Verwunderung gesorgt.

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