Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat den rivalisierenden Milizen in Libyen massive Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Entführungen, Folter, Brandschatzung und Hinrichtungen seien in dem nordafrikanischen Land an der Tagesordnung, heisst es in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht.
Gewalt gegen Zivilisten gehe von allen Konfliktparteien aus. «Bewaffnete Gruppen und Milizen laufen Amok, greifen wahllos zivile Gebiete an und begehen völlig straflos unzählige Menschenrechtsverletzungen, von denen einige als Kriegsverbrechen geahndet werden könnten», erklärte Amnesty.
Die Menschenrechtsgruppe stützt sich auf Interviews mit Betroffenen und die Auswertung von Satellitenbildern.
Amnesty kritisierte, dass die internationale Gemeinschaft Libyen nach dem Aufstand vom Februar 2011 den Rücken gekehrt habe. Der Internationale Strafgerichtshof müsse im Land tätig werden, um Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit aufzuklären, forderte Amnesty.
USA und vier europäische Staaten fordern Ende der Gewalt
Zuletzt hatten die USA und vier europäische Staaten, darunter Deutschland, ein Ende der Gewalt in Libyen gefordert. Es gebe keine militärische Lösung der Krise, hiess es in einer gemeinsamen Erklärung, die auch von Frankreich, Italien und Grossbritannien unterzeichnet wurde.
Nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar Gaddafi 2011 ist es nicht gelungen, in dem Land neue staatliche Sicherheitsstrukturen aufzubauen und die ehemaligen Rebellengruppen zu entwaffnen.
Derzeit ringen zwei Regierungen um die Macht. Im August eroberten Milizen aus Misrata die Hauptstadt Tripolis und vertrieben die Regierung von Ministerpräsident Abdullah al-Thinni in Richtung Osten.