Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft der nigerianischen Armee «massive Verletzungen der Menschenrechte» im Kampf gegen die islamistische Gruppe Boko Haram im Nordosten des Landes vor. Videoaufnahmen, Bilder und Zeugenaussagen aus dem Bundesstaat Borno lieferten «neue Beweise für aussergerichtliche Hinrichtungen und schwere Menschenrechtsverstösse», erklärte Amnesty.
Dazu gehörten Bilder von Gefangenen, denen die Kehle durchgeschnitten werde und die dann in Massengräber geworfen würden. Bei den Tätern handele es sich offenbar um Mitglieder der Armee und mit ihr verbündeter Milizen.
Das nigerianische Verteidigungsministerium erklärte in einer ersten Reaktion, die Beschuldigungen würden «sehr ernst» genommen. Das Oberkommando der Armee habe ein Team aus ranghohen Offizieren, Rechtsexperten und Gerichtsmedizinern zusammengestellt, um die Angaben zu überprüfen und die Verantwortlichen der Taten zu identifizieren.
Laut Amnesty wurden seit Jahresbeginn im Konflikt zwischen der Armee und Boko Haram mehr als 4000 Menschen getötet. Dabei sei es auch zu mehr als 600 aussergerichtliche Hinrichtungen gekommen.
Die Extremisten sind für zahlreiche Anschläge auf Polizei, Armee und Behörden sowie Kirchen, Schulen und Wohngebiete verantwortlich. Tausende Menschen wurden dabei in den vergangenen Jahren getötet.
International Schlagzeilen machte Boko Haram auch mit der Entführung von 276 Mädchen Mitte April aus einer Schule im Ort Chibok. Noch immer befinden sich mehr als 200 Schülerinnen in der Gewalt der Islamisten.