Amoklauf nahe Heidelberg wegen Streit um Nebenkosten

Amoklauf aus Zorn über die Nebenkosten: Ein 71-jähriger Sportschütze hat in Dossenheim bei Heidelberg ein Blutbad unter seinen Nachbarn angerichtet, weil er sich bei der Wohnungsabrechnung betrogen fühlte. Der Rentner erschoss zwei Nachbarn.

Ein Ermittler verlässt den Tatort (Bild: sda)

Amoklauf aus Zorn über die Nebenkosten: Ein 71-jähriger Sportschütze hat in Dossenheim bei Heidelberg ein Blutbad unter seinen Nachbarn angerichtet, weil er sich bei der Wohnungsabrechnung betrogen fühlte. Der Rentner erschoss zwei Nachbarn.

Der Rentner hatte am Dienstagabend mit den Worten «Ich bring‘ Euch alle um» eine Eigentümerversammlung gestürmt und sofort das Feuer eröffnet. Zwei 82 und 54 Jahre alte Männer starben, wie die Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilte. Unter den fünf verletzten Opfern ist auch die 70-jährige Ehefrau des Rentners und Familienvaters.

Der Amokläufer sei seit Jahrzehnten Mitglied in Schützenvereinen gewesen, ohne sich etwas zuschulden kommen zu lassen, sagte der Einsatzleiter der Polizei, Siegfried Kollmar. «Er hat bisher völlig unauffällig gelebt.»

Aus dem Raum verwiesen

Bei der Versammlung im Vereinshaus eines Sprtvereins hatte es den Angaben zufolge Streit über die Nebenkosten-Abrechnung 2012 gegeben. Schliesslich verwies der Verwalter der Eigentümergemeinschaft den aufgebrachten Mann des Raumes. Zeugen berichteten, dass er sich an der Theke noch etwas zu trinken bestellte und sichtlich nervös wirkte.

Eine Viertelstunde später stürmte er mit einer Neun-Millimeter-Pistole in die Versammlung im Nebenraum. Nach Angaben der Polizei gab der Rentner insgesamt 17 Schüsse auf die acht Anwesenden ab.

Eine Person habe der Mann sogar bis auf die Terrasse der Sportgaststätte verfolgt. Danach tötete sich der Täter mit einem Schuss in die rechte Schläfe selbst.

Grosskalibrige Waffen verbieten

Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall (SPD) sprach von einem «schrecklichen Vorfall». Er forderte wie die Grünen erneut das Verbot grosskalibriger Waffen. Diese benötigten Sportschützen nicht, sagte der Minister.

Menschen, die Schiesssport betrieben, müssten «intensiv kontrolliert» werden. Er könne nicht glauben, dass so ein Mann nicht vorher schon einmal aufgefallen sei, hatte er vor der Pressekonferenz der Polizei gesagt.

Waffe legal besessen

Zum Tatzeitpunkt waren auf dem grossen Areal insgesamt 50 Vereinsmitglieder und Gäste, darunter auch Kinder. Die beiden erschossenen Männer hatten in dem Dossenheimer Mehrfamilienhaus mit acht Wohnungen unter einem Dach mit dem Amokläufer gelebt. Der 71-Jährige hinterlässt eine Tochter und zwei Enkelkinder.

Die Tatwaffe habe der Mann schon 1992 in Heidelberg gekauft, sagte Einsatzleiter Kollmar. Ausserdem habe der Amokläufer sechs weitere Schusswaffen legal besessen.

Sportschützen haben in Deutschland bereits mehrfach mit ihren Waffen ein Blutbad angerichtet. So hatte im September 2010 eine Sportschützin im südbadischen Lörrach ihren Ehemann, den fünfjährigen Sohn sowie den Pfleger eines Spitals getötet.

Sie hatte mehr als 300 Schuss Munition dabei und schoss wild um sich. Am Ende wurde sie von der Polizei erschossen.

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