Zum zweiten Mal seit der Unabhängigkeit haben am Samstag im südostasiatischen Inselstaat Osttimor Präsidentschaftswahlen stattgefunden. Nach Auszählung von knapp zwei Dritteln der Stimmen zeichnete sich am Sonntag eine Niederlage für Amtsinhaber José Ramos-Horta ab.
Der Friedensnobelpreisträger lag mit rund 18 Prozent nur an dritter Stelle, wie die Wahlkommission nach einem Bericht der portugiesischen Nachrichtenagentur Lusa am Sonntag in der Hauptstadt Díli mitteilte. Der 62-Jährige würde somit auch den Einzug in die erwartete Stichwahl verpassen.
In Führung lag mit etwa 28 Prozent der Kandidat der linken Fretilin-Partei, Francisco „Lu Olo“ Guterres, gefolgt vom ehemaligen Guerilla- und Armeechef Taur Matan Ruak mit etwa 25 Prozent. Der 55-Jährige wird von Ministerpräsident Xanana Gusmão und dessen regierender CNRT-Partei unterstützt.
Ruak hatte sich bereits bei der Stimmabgabe am Samstag in der Hauptstadt Díli siegessicher gezeigt. „Ich werde in der ersten Runde gewinnen“, erklärte er.
Wenn keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreicht, findet im April eine Stichwahl statt. Das Endergebnis wird erst in einigen Tagen erwartet. Der Urnengang verlief friedlich.
Stimmungstest für Parlamentswahl
Die Wahl in der früheren portugiesischen Kolonie galt auch als Stimmungstest für die wichtige Parlamentswahl im Juni. Rund 600’000 Bürger waren zur Stimmabgabe aufgerufen.
Ramos-Horta bewarb sich bei der Wahl für eine zweite fünfjährige Amtszeit als Staatsoberhaupt des bitterarmen Landes östlich von Indonesien. Er hat seinen rund 1,1 Millionen Landsleuten versprochen, Osttimor in die Südostasiatische Staatengemeinschaft ASEAN zu bringen.
Der 62-Jährige räumte ein, keine grosse Motivation für eine erneute Bewerbung gehabt zu haben. Dies habe sich aber geändert, nachdem ihn 120’000 Anhänger in einer Unterschriftenaktion zu einer Kandidatur aufgefordert hätten. „Dieses Vertrauen muss ich zurückgeben.“
2008 war Ramos-Horta bei einem Attentat schwer verletzt worden. Zwei Jahre zuvor hatte es schwere Unruhen gegeben. Auslöser war der Frust entlassener Soldaten, der in gewalttätigen Protesten gegen die desolate Wirtschaftslage gipfelte. Ölfunde haben die Situation inzwischen entspannt.
Blutiger Befreiungskampf
Osttimor war bis 1975 rund 400 Jahre lang portugiesisch. Nach dem Rückzug der Kolonialmacht rief die Befreiungsbewegung Fretilin die Unabhängigkeit aus, woraufhin Indonesien das Land besetzte und annektierte. Nach einem blutigem Befreiungskampf mit rund 200’000 Toten wurde Osttimor schliesslich 2002 endgültig unabhängig.