Ab dem (heutigen) 1. August ist die Spitze der Schweizerischen Nationalbank (SNB) wieder komplett: Fritz Zurbrügg nimmt offiziell Einsitz ins SNB-Direktorium. Der bisherige Direktor der Eidg. Finanzverwaltung und damit oberster Kassenwart der Schweiz wird Währungshüter.
Der Berner Oberländer besetzt den seit dem Rücktritt von SNB-Präsident Philipp Hildebrand verwaisten dritten Platz an der SNB-Spitze. Gewählt wurde Zurbrügg bereits im April, als auch Thomas Jordan als Hildebrands Nachfolger als SNB-Präsident bestimmt wurde.
Zurbrügg wollte damals aber zuerst seine Arbeit in der Finanzverwaltung (EFV) abschliessen und den Haushaltsplan für 2013 unter Dach und Fach bringen, bevor er zur SNB wechselte. Sein Nachfolger in der EFV wird auf Anfang Oktober der 57-jährige ehemalige Gewerkschaftsfunktionär und derzeitige Leiter der Direktion für Arbeit im Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), Serge Gaillard.
Verteidiger des Euro-Mindestkurses
Bei der SNB wird Zurbrügg für das Ressort Finanzmärkte, operatives Bankgeschäft und Informatik zuständig sein. In sein Aufgabenbereich fällt damit auch die Verteidigung des Euro-Mindestkurses von 1,20 Franken.
Dem 52-jährige Ökonomen Zurbrügg werden fundierte Kenntnisse des nationalen und internationalen Finanzwesens und eine breite internationale Erfahrung nachgesagt. Gleichzeitig wird sein Auftreten als fachkundig, souverän und bescheiden bewertet. Das Eidg. Finanzdepartement lobte in der Vergangenheit auch Zurbrüggs ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit.
Zurbrügg war einer der Favoriten für den vakanten Sitz im SNB-Direktorium. Wie bereits Zurbrüggs Wahl zum EFV-Direktor im April 2010 stiess auch seine Wahl ins SNB-Direktorium über alle Parteigrenzen hinweg auf einhellige Zustimmung. Zuvor war Zurbrügg rund vier Jahre lang Vizedirektor und Leiter der Abteilung Finanzplanung, Budget, Rechnung in der EFV.
Beamtenlaufbahn mit nationaler und internationaler Ausrichtung
Zurbrügg studierte an der Universität Bern Wirtschaftswissenschaften und promovierte 1989. Danach trat er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in die EFV ein. Der Finanzverwaltung in Bern blieb Zurbrügg mit Ausnahme zweier langjähriger Aufenthalte in Washington treu.
Von 1992 bis 1994 arbeitete Zurbrügg als Ökonom beim Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington und übernahm nach seiner Rückkehr in der EFV die Sektion IWF und internationale Finanzfragen. Von 1998 bis 2006 war er als Exekutivdirektor der Schweizer Stimmrechtsgruppe beim IWF in Washington tätig.
Diese internationalen Kontakte und die Erfahrungen auf dem internationalen Parkett dürfte ihm zugute kommen, wenn es darum geht, den Euro-Mindestkurs international zu erklären.
Der parteilose Zurbrügg ist perfekt viersprachig (deutsch, französisch, italienisch, englisch). Er erlebte seine Kindheit in Burma, die ersten Schuljahre im Iran und an der Schweizer Schule in Rom die Gymnasialzeit. Zurbrügg ist verheiratet, hat drei Söhne im Alter von 14, 18 und 21 Jahren und wohnt in Bremgarten BE.