Wenn es für andere Feldfrüchte zu heiss ist, gedeiht die Süsskartoffel bestens. Die Forschungsanstalt Agroscope hat die Knolle aus Zentralamerika nun erstmals in der Schweiz versuchsweise angebaut. Ein Kälteeinbruch im Mai setzte dem Versuch beinahe ein frühes Ende.
Die jüngste Hitzewelle lässt manchen Gärtner rätseln, ob bald auch hierzulande tropische Feldfrüchte gedeihen könnten. Die Agroscope in Changins hat nun verschiedene Methoden geprüft, mit denen Süsskartoffeln im Klima des Schweizer Mittellandes angebaut werden könnten, wie die Forschungsanstalt am Montag mitteilte.
Dazu pflanzten die Wissenschaftler Setzlinge und Stecklinge der tropischen Pflanze, die am besten bei Temperaturen zwischen 21 und 29 Grad Celsius gedeiht. Temperaturen unter 10 Grad verträgt sie nur schlecht. Der Versuch begann am 20. Mai – doch schon in der zweiten Nacht fiel die Temperatur knapp über dem Boden auf nur 3 Grad.
Blätter abgestorben
Die Blätter sämtlicher Versuchspflanzen starben ab. Die Setzlinge, im Topf gezogene Jungpflanzen, entwickelten rasch neue Blätter. Hingegen überlebte ein Teil der Stecklinge – also Sprossteile von Pflanzen, die zur Wurzelbildung angeregt wurden – den Temperatursturz nicht. Sie mussten ersetzt werden.
Immerhin erholten sich bei Parzellen, die vor Kälte geschützt waren, immerhin zwischen 90 und 100 Prozent der Pflanzen, je nach der angewendeten Methode.
Zum Kälteschutz hatten die Forscher die Erdhügel, in denen die Knollen heranwachsen, entweder mit schwarzer, fein perforierter Polyethylen-Folie überzogen, oder aber die ganzen Pflanzen mit einem dünnen, weissen Polypropylen-Vlies bedeckt. Beide Varianten können die Temperatur in den Erdhügeln erhöhen.
Als es danach wärmer wurde, wuchsen die Süsskartoffel-Pflänzchen schneller. Voraussichtlich im Oktober wird der Ernteerfolg ausgewertet. Falls die Knollen für kommerzielle Ansprüche genügend gross geworden sind, soll dieser Versuch im Frühling 2016 wiederholt werden, teilte die Agroscope mit.
Das Produktionspotenzial für Süsskartoffeln im Freilandanbau in unseren Breitengraden halten die Forscher für beschränkt. Dennoch könnte sie wegen ihrer grossen Toleranz gegenüber Hitze und Trockenheit in Zukunft für den Gemüseanbau interessant sein, gerade auch, weil sich bei jüngeren Generationen zunehmender Beliebtheit erfreue.
Saison der Klima-Extreme
Die Anbausaison 2015 war laut Agroscope von klimatischen Extremsituationen gekennzeichnet: Auf einen kalten, sehr feuchten Frühling folgte ein sehr heisser und trockener Sommer. Weil die Klimaforschung eine Zunahme extremer Witterungsbedingungen in der Zukunft prognostiziere, sei es sinnvoll, die Widerstandsfähigkeit von Kulturen gegenüber solchen Extremereignissen zu berücksichtigen.